"Krone"-Interview

Mateschitz über die Drehscheibe der Welt von Red Bull

Salzburg
18.05.2010 10:17
Gedanken von Dietrich Mateschitz zur Firmenphilosophie, über Sponsoring, Events und Zukunftspläne des Red-Bull-Imperiums.

"Krone": Momentan sieht es so aus, als ob Red Bull alles erreichen könnte. Worauf sind Sie persönlich am meisten stolz?
Dietrich Mateschitz: Sinnvollerweise sollte man dies in einen unternehmerischen beziehungsweise wirtschaftlichen und einen Sport- und Eventmarketing-Bereich trennen. Was mir am Unternehmen auch persönlich sehr viel Genugtuung bereitet, ist die nunmehr 20-jährige Bestätigung einer nahezu "altmodischen" Unternehmens- und Finanzphilosophie.

Red Bull ist eine GmbH mit einem Stammkapital von 36.336 Euro (entspricht dem ursprünglichen Mindestkapital von 500.000 Schilling). Damit erwirtschaften wir allein im Kerngeschäft über drei Milliarden Euro (vier Milliarden Dosen) ohne Fremdkapital. Ein Börsegang wurde und wird von uns klar abgelehnt. Der Vorteil ist, dass wir nicht für Börsenkurse arbeiten müssen und fern jedweder Spekulationsmöglichkeiten sind. Daher können wir unsere Anstrengungen und Strategien nach dem langfristigen Erfolg und Bestehen des Unternehmens ausrichten.

"Krone": In Zeiten wie diesen wird viel spekuliert?
Mateschitz: Die Gesellschafter von Red Bull sind also im ursprünglichen Sinne Unternehmer und nicht Investoren und Spekulanten, die mit Red-Bull-Aktien für ein paar Monate – oder wie lange auch immer – Gesellschafter spielen und nur an Dividenden und möglichen Gewinnen im Kauf und Verkauf von Anteilen interessiert sind. Dann muss man noch dieser Art von Aktionären bei einer Hauptversammlung Rede und Antwort stehen, ob derartige und zweifellos richtige Investitionen in die Marke und/oder den Konsumenten gerechtfertigt sind oder nicht, und diese oft zugunsten von Dividendenzahlungen gestrichen werden. Noch schlimmer, dass selbst dieses Kapital meist geborgtes Fremdkapital ist, dem keinerlei Substanz zugrunde liegt.

Seit vielen Jahren beantworte ich diesbezügliche Fragen damit, dass es auf Wirtschaftsuniversitäten falsch gelehrt wird, wenn man sich als oberstes Unternehmensziel Gewinnmaximierung setzt und diese mit der nicht minder falschen Regel von zwei Drittel Fremdkapital und einem Drittel Eigenkapital versucht zu erreichen. Eine Konstellation, die nicht unwesentlich am Entstehen der derzeitigen Wirtschaftskrise beteiligt ist.

Wäre Red Bull ein börsennotiertes Unternehmen, würde es das Unternehmen in dieser Form nicht geben.

"Krone": Was ist der Hauptgrund für Ihre Rolle im Sport- und Eventbereich?
Mateschitz: Dass wir zwei - ursprünglich und noch immer getrennte - Welten zusammenführen: Red Bull betreibt kein Sportsponsoring im klassischen Sinne, wie beispielsweise Marlboro in der Formel 1 bei Ferrari oder Vodafone bei McLaren, sondern integriert sich zu 100 Prozent und übernimmt selbst die Verantwortung für Erfolg und Misserfolg. Und so fahren die Roten Bullen nicht nur selbst Formel 1, sondern spielen auch Fußball, Eishockey etc.

Wenn wir uns engagieren, dann meist mit innovativen Konzepten und Strategien. Und wir suchen uns für die Umsetzung die dafür besten Köpfe. Auch im Eventbereich verfolgt uns unsere an Manie grenzende Passion für Innovation und Kreativität. Die meisten unserer großen Veranstaltungsserien sind von uns erfunden und entwickelt worden. Dies reicht von Red Bull Air Race bis zu Red Bull X-Fighters, von Red Bull Crashed Ice bis zur Red Bull Music Academy und vom Taurus World Stunt Award bis zum Hangar-7 und den Flying Bulls.

"Krone": Was wird die größte Herausforderung für die Zukunft sein?
Mateschitz: Die Realisierung des Red Bull Media House. Die Gründung eines globalen Mediennetzwerkes, das alle Medienmarktsegmente wie TV, Mobilfunk, Print, Internet, Musik abdeckt.

"Krone": Worauf gründen sich diese Erfolge?
Mateschitz: Last but not least gelingt uns das mit unseren über 6.000 Mitarbeitern in 160 Ländern und einem Unternehmensgeist, der dem der frühen Jahre um nichts nachsteht.

Kronen Zeitung

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