Suspendierung droht

Ärzte-Konflikt im Spital wird ein Fall für die Politik

Salzburg
18.05.2010 10:05
Dramatischer Montag in der Salzburger Landesklinik: Die Spitals-Bosse wollten den engagierten Primar Christian Menzel (Bild) suspendieren! Grund dafür: Er wehrt sich verzweifelt dagegen, am Brustzentrum nicht mehr federführend arbeiten zu dürfen. Viele Patientinnen sind stark verunsichert – jetzt ist die Landespolitik gefordert!

User von krone.at und "Krone"-Leser wissen Bescheid über den Feldzug gegen das erfolgreiche Brustzentrum in der Salzburger Landesklinik. Menzel baute diese Spezialklinik auf und half Tausenden Frauen, die an einem Tumor litten. Die medizinische Federführung lag bei ihm – auch für Medikamente. Mitte April wurde das intern mit einer Weisung gekippt: Jetzt entscheidet Onkologie-Primar Richard Greil über Medikamente, Menzel darf nur als Chirurg die Patientinnen betreuen.

Patientinnen leiden
Als er sich wehrte, bekam die Apotheke Weisung, bei seinen Bestellungen keine Medikamente herzugeben – und Menzel bekam schriftlich einen Maulkorb verpasst. Unter diesem Krach leiden auch die Patientinnen – eine ältere Dame aus Salzburg sollte an der Abteilung (wie schon mehrmals zuvor) eine Chemotherapie erhalten. Doch die nötigen Medikamente durften von der Apotheke nicht geliefert werden. Erst als die schwer kranke Frau mitsamt ihrem Bett in eine andere Station verlegt wurde, war die Behandlung gestattet…

Suspendierung geplant
Als die "Krone" von dem Fall erfuhr, bat sie Menzel um Stellungnahme. Er lehnte ab: "Ich bitte um Verständnis, ich darf überhaupt nichts sagen", meinte er nur. Am Montag wollte die Spitalsleitung ihn sogar suspendieren, weil er sich gegen Eingriffe in seine Klinik wehrt! "Was tun Sie mit einem Mitarbeiter, der Weisungen nicht beachtet?", bestätigte Spitalschef Heinrich Magometschnigg indirekt diese geplante Maßnahme gegen Menzel.

"Schwäche der Geschäftsführung"
Landesrat Sepp Eisl winkte sofort ab, als bei ihm wegen der Suspendierung angefragt wurde: "Die erste Instanz für Disziplinarverfahren ist Salk-Direktor van der Vorst, bei Berufungen wäre ein Senat beim Land zuständig – das ist die rechtliche Lage." Eisl sagt: "Ein Diszi ist kein Mittel, um den Konflikt zu lösen. Beide Mediziner arbeiten sehr gut – es ist eine Schwäche der Spitals-Geschäftsführung, wenn sie hier nicht vermitteln kann."

Auch das Personal in der Abteilung leidet: "Unter diesem Druck zu arbeiten, das ist eine massive Belastung. Ich verstehe nicht, dass die Politik das zulässt. Leidtragende sind die Patientinnen und die Mitarbeiter", ist Betriebsrätin Christine Vierhauser entsetzt und fürchtet: "So ruiniert man das Haus!"

von Robert Redtenbacher, Kronen Zeitung

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