"Könnten Sie mir zehn Euro wechseln? Ich muss nämlich dringend mein Handy aufladen." Mit solchen Sprüchen lauerte der Rumäne mit seinem 42-jährigen Komplizen vorzugsweise älteren Salzburgern auf. Nach Einkäufen, im Auto oder vor der Wohnungstür. Und oft hatten die beiden Männer, die nicht nur ausgesprochen höflich auftraten, sondern auch tadellos gekleidet waren, Erfolg mit dieser Masche.
"Wenn ein Wechseln nicht möglich war, wurden die Opfer ersucht, für den Aufladevorgang ihre Bankomatkarte zur Verfügung zu stellen", so Oberstleutnant Andreas Huber von der Salzburger Kriminalpolizei. Wenn jemand seinen PIN-Code nicht hergeben wollte, forderten die Betrüger dazu auf, die vierstellige Nummer doch selbst einzutippen, während sie demonstrativ wegsahen.
Filmreife Ausforschung der Bande
"Aber natürlich war der Code danach ganz einfach am Display abzulesen", erklärt Huber die Vorgehensweise weiter. In der Zwischenzeit wurden die hilfsbereiten Senioren in ein Gespräch verwickelt, wodurch sie nicht bemerkten, dass ihnen die Bankomatkarte abgenommen wurde. Allein in Salzburg richteten die Täter mit acht Bankomatbehebungen einen Schaden von 20.000 Euro an.
Die Ausforschung der Bande gestaltete sich filmreif. "Wir starteten eine österreichweite Fahndung", so Huber. Und dabei stellte sich heraus, dass die Betrüger im Februar bereits in Schladming unterwegs waren. Damals wurden aber nur die Daten der Männer aufgenommen, weil niemand zu Schaden gekommen war.
Komplize wird noch gesucht
Nächster Zwischenfall: Im April wurde der 23-jährige Haupttäter in St. Gilgen mit falschen Kennzeichen an seinem Wagen ertappt. Und im Mai verursachte er in Wilhering einen Verkehrsunfall. "Die Daten stimmten überein, die beiden wurden auch von den Kollegen wiedererkannt."
Daher schickte Andreas Huber seine Fahnder nach Oberösterreich, wo sie sich einige Tage auf die Lauer legten. Als der Rumäne in sein – vom Unfall beschädigtes – Auto steigen wollte, klickten die Handschellen. Nach dem Komplizen wird per Haftbefehl gefahndet. Er hat sich vermutlich in seine rumänische Heimat abgesetzt.
von Gernot Huemer, Kronen Zeitung
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