Nach Chemie-Unfällen

Behörden beruhigen – Anrainer sehen “Vertuschung”

Oberösterreich
23.04.2010 14:49
Nach den zwei Chemie-Unfällen in einer Entsorgungsfirma im Bezirk Gmunden, bei denen etliche Personen das Spital aufsuchen mussten, haben die zuständigen Behörden am Freitag erklärt, dass keine Sofortmaßnahmen zum Schutze der Bevölkerung notwendig seien. Die Anrainer sprechen dagegen von "Verharmlosung" und "Vertuschung".

Weil in der Bevölkerung Stimmen laut wurden, der Entsorgungsbetrieb in Pinsdorf sei eine "tickende Zeitbombe", versuchten die Behörden, die aufgebrachten Anrainer zu beruhigen. Besondere Maßnahmen seien zwar im Moment nicht nötig, es würden aber intensive Ermittlungen laufen, um Lösungen zu finden, die künftige Unfälle verhindern sollen.

Am 13. April war es bei der Firma beim Umladen von Abfällen, die zur Verbrennung nach Wien gebracht werden sollten, vermutlich zu einer chemischen Reaktion gekommen. Plötzlich stieg beißender gelber Rauch auf. Etwa 20 Mitglieder der zu Hilfe gerufenen Freiwilligen Feuerwehren und einige Firmenangehörige mussten anschließend ins Spital. Sie klagten über Hustenkrämpfe, Juckreiz, Kopf- oder Halsschmerzen.

Keine Gefahr für Bevölkerung und Umwelt
Am vergangenen Mittwoch kam es zu einem zweiten Zwischenfall. Dabei riss ein Gabelstapler einen Behälter mit einem Harz auf, das eine geruchsintensive Substanz beinhaltete. Vier Mitarbeiter einer benachbarten Baustofffirma mussten danach ebenfalls das Krankenhaus aufsuchen.

Nach Auffassung der zuständigen Behörden stehen die zwei Fälle in keinem Zusammenhang. Die Spuren seien ordnungsgemäß beseitigt. Es bestehe derzeit keine Gefahr für die Bevölkerung und die Umwelt. Es seien daher vorerst keine weiteren Maßnahmen geplant. Aber die Untersuchungen seien voll im Gang.

Unter anderem seien das Landeskriminalamt, das Arbeitsinspektorat und verschiedene Sachverständige beispielsweise aus dem Bereich Umwelt daran beteiligt. Geprüft werde, ob ein Delikt nach dem Umweltstrafrecht vorliege oder gegen Bescheide mit Auflagen verstoßen worden sei, was ein Verwaltungsstrafverfahren zur Folge hätte.

"Verharmlosung" und "Vertuschung"
Der Bürgermeister der Standortgemeinde Pinsdorf, Dieter Helms (SPÖ), und seine Kollegin Christine Eisner (ÖVP) aus der angrenzenden Gemeinde Ohlsdorf kritisieren jedoch Missstände und berichten über zahlreiche Beschwerden aus der Bevölkerung, die jedoch bisher nicht gefruchtet hätten. Außerdem gäbe es keine entsprechenden Alarm- und Notfallpläne für etwaige Zwischenfälle. Die Feuerwehren würden deswegen bei ihren Einsätzen "ins Unglück rennen". 

Während Eisner nur von "Verharmlosung" spricht, ist es für die Chefs der benachbarten Baustofffirma ganz klar "Vertuschung". Es habe vor wenigen Wochen noch einen weiteren Unfall gegeben, bei dem Salzsäure ausgetreten und eine Person verletzt worden sei. Diesem Hinweis wollen die Behörden nun noch nachgehen.

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