In Hallstatt stehen bereits 94 Gebäude unter Denkmalschutz. Laut Gemeinde sollen nun bis zu 280 weitere, darunter viele Privathäuser, folgen. Die Bewohner befürchten 30 Prozent Wertminderung und dass die Behörde künftig bei jeder Veränderung - sogar beim Innenausbau - zustimmen muss. Sie fühlen sich in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt. Sogar den UNESCO-Welterbe-Status will man notfalls wieder zurückgeben.
Zu einer Informationsveranstaltung mit den aufgebrachten Bürgern Ende März hat das Denkmalamt keinen Vertreter geschickt. Das ist in Hallstatt nicht gut angekommen. Vergangene Woche demonstrierte eine Abordnung in Wien vor dem Kulturministerium. Scheutz wurmt es besonders, dass ihn seine Parteikollegin Claudia Schmied bisher nicht persönlich empfangen hat. Sie habe lediglich schriftlich mitgeteilt, dass der ursprüngliche Zeitplan vorerst ausgesetzt sei.
Unterschriftenaktion gestartet
Auf den Häusern prangen bereits Transparente mit der Aufschrift "Hallstatt wehrt sich gegen den Denkmalschutz" (Bild), auf teils englischsprachigen Flugzetteln erklären die Bürger den internationalen Touristen, die Hallstatt in Scharen besuchen, den Grund der Aktion. Laut Scheutz ernten sie dafür auch durchwegs Verständnis.
Die Bevölkerung hat auch eine Unterschriftenaktion gestartet, 1.300 Leute haben bereits unterzeichnet. Das sind deutlich mehr als Hallstatt Einwohner hat, denn auch die übrigen Welterbe-Gemeinden - Bad Goisern, Obertraun und Gosau - sehen sich mit den umstrittenen Plänen des Denkmalamtes konfrontiert.
Neue "Schutzliste für Gosau"
"Ich habe eine Liste vom Denkmalamt erhalten, auf der jene Gebäude stehen, die auch bei uns unter Schutz gestellt werden sollen. Darunter sind Privathäuser ebenso wie Kirchen", verrät Gosaus Bürgermeister Gerhard Gamsjäger (SPÖ). Auf der Liste stehe sogar ein Haus, das es gar nicht mehr gibt. "Das zeigt, dass es an der Zeit ist, die Karten rasch auf den Tisch zu legen. Ich erwarte vom Denkmalamt, dass die Schutzliste aktuell ist", so Gamsjäger.
Trotz der angeheizten Stimmung in der Nachbargemeinde Hallstatt will der Bürgermeister nun mit sachlichen Gesprächen die Gemüter beruhigen. "Mir ist da einfach zu viel Emotion dabei. Wir werden als ersten Schritt deshalb gemeinsam mit dem Denkmalamt mit jedem einzelnen Betroffenen Gespräche führen."
Gesprächstermin im Mai
Das soll aber nicht heißen, dass sich der Ortschef mit den Protesten in Hallstatt nicht solidarisch zeigen würde. "Ich verstehe den anhaltenden Unmut der Hallstätter voll und ganz, schließlich geht es dort – verglichen mit unserer Gemeinde – um ein Vielfaches an Gebäuden."
Im Mai wollen Gosau und Hallstatt den Besuch von Denkmalamts-Präsidentin Barbara Neubauer nützen, um die Verantwortlichen vor Ort zum Umdenken zu bewegen. Die Zeit drängt, sollen doch schon im Juni die ersten Bescheide an Hallstätter Bürger verschickt werden.
Kronen Zeitung und ooe.krone.at
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