"Krone"-Interview

Brigitte H. über ihre achtjährige Flucht mit dem Ex-Anwalt

Salzburg
26.03.2010 09:06
Im Hosenanzug, mit bunter Halskette und rot gefärbten Locken: So hat sich Brigitte H. am Donnerstag – nach der achtjähriger Flucht mit ihrem Lebensgefährten Friedrich L. – der Öffentlichkeit gestellt. Während sie auf den Prozess wartet, schildert sie im "Krone"-Interview die gemeinsame Zeit in der Toskana.

"Krone": Frau H., was trieb Sie zu der Flucht mit Friedrich L.?
Brigitte H.: Wir kannten uns einige Monate. Ich verliebte mich in einen Abenteurer. Wir wollten eine gemeinsame Existenz aufbauen.

"Krone": Warum die Toskana?
H.: Eine spontane Entscheidung. Auch Südfafrika oder England standen zur Debatte, aber da wollte ich nicht hin. Das war mir zu weit. Falsche Spuren legten wir aber keine. Das ergab sich alles so schnell.

"Krone": Wie kamen Sie dann zu der Villa in Italien?
H.: Wir fanden zunächst ein Haus, das uns aber nicht gepasst hat. Dann sahen wir dieses Anwesen.

"Krone": Eine noble Unterkunft?
H.: Nein, wir hatten keinen materielleren Luxus. Nur die Freizeit war Luxus.

"Krone": Wie lebt es sich, wenn nach einem gefahndet wird?
H.: Das Risiko, gefasst zu werden, war immer da. Eine Unruhe, ein innerliches Ungleichgewicht. Mit der Zeit legte sich dieses Gefühl.

"Krone": Plagte Sie das Gewissen, etwas Unrechtes zu tun?
H.: Anfangs wusste ich nichts von den Hintergründen. Später erfuhr ich vom Schwarzgeld, aber nicht, dass private Personen geschädigt wurden. Er sagte, es sei Banken-Geld. Als ich es erkannte, reagierte ich sehr heftig. Aber ich war in der Geschichte drinnen. Die Situation schweißte uns zusammen. Jetzt sehe ich Dinge ganz anders.

"Krone": Wie war Ihr Alltag?
H.: Es war eine schöne und eine schwierige Zeit. Ich besuchte die Kunstakademie, lernte die Malerei und Bildhauerei. Ich engagierte mich im örtlichen Kulturverein.

"Krone": Unter Ihrem echten Namen?
H.: Nein, als Barbara Martha. Gefälschte Dokumente besaß ich aber nie.

"Krone": Haben Ihre Weggefährten nicht näher nachgefragt?
H.: Nein, wir galten als Aussteiger. Italiener sind offenherzig, nicht neugierig.

"Krone": Sind Sie zwischenzeitig zurück nach Österreich?
H.: Für ein paar Stunden. Zwei Mal fuhr ich nach Salzburg. 2004 und 2006. Ich wollte mich stellen. Aber Friedrich überredete mich, sagte, dass ich dann für Jahre ins Gefängnis komme.

"Krone": Sie glaubten ihm?
H.: Ja, deshalb habe ich mich auch nie gestellt.

"Krone": Hatten Sie Kontakt zu Freunden in der Heimat, zu Ihrer Familie?
H.: Nein. Gar keinen.

"Krone": Aber ein falsches Facebook-Profil...
H.:(lächelt) Das legte ein Kollege für mich an.

"Krone": Ihre Verhaftung ...
H.: ... lief ruhig und zivilisiert ab. Fünf Herren standen im Garten. Sie fragten nach dem Ausweis, da sah ich mein Foto in deren Unterlagen. Ich wusste, jetzt ist es vorbei. Emotional ein Desaster. Aber ich habe einfach vieles verdrängt.

"Krone": Haben Sie noch Kontakt zu Friedrich L.?
H.: Ja, ich besuchte ihn vor zwei Tagen. Es geht ihm den Umständen entsprechend.

"Krone": Sie sind noch liiert?
H.: Ja, ich bleibe es auch.

"Krone": Fühlen Sie sich als Opfer von Friedrich L.?
H.: Opfer ist nicht das richtige Wort. Hass hege ich jedenfalls keinen, die Geschichte änderte am persönlichen Verhältnis nichts.

"Krone": Fühlen Sie sich schuldig?
H.: Ich fühle mich schuldig. Den Geschädigten und mir selbst gegenüber. Dass Privatpersonen zu Schaden kamen, das wusste ich bis zuletzt nicht. Ich wünsche mir, dass sie ihr Geld zurückbekommen. Jetzt bin ich froh, dass dieses Leben beendet ist.

Interview: Max Grill, Kronen Zeitung
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