Statussymbol Hund

Tibet-Doggen kosten in China so viel wie Luxusautos

Tierecke
24.03.2010 16:07
Das jüngste Accessoire superreicher Chinesen trägt Pelz und muss Gassi: die Tibet-Dogge, ein großer, robuster Hirtenhund mit dichtem Fell. Einst von der Kommunistischen Partei als bourgeois verrufen, sind Haustiere in China heute sehr beliebt. Und der Do Khy oder Tibet-Mastiff, wie die Rasse auch heißt, ist derzeit heiß begehrt bei vielen, die ihr Geld nicht nur in Immobilien und Aktien anlegen wollen.

"Früher habe ich in Deutsche Schäferhunde investiert, aber im Augenblick sind Tibet-Doggen in", berichtet der Geschäftsmann Sui Huizheng. Er besitzt rund 20 Tiere und nahm am Wochenende an der jährlichen Chinesischen Tibet-Mastiff-Ausstellung teil. Dort ließen Besitzer und Hundeführer die teuersten Exemplare wie Models auf dem Laufsteg paradieren.

Züchter geben umgerechnet Zehntausende Euro für einen paarungswilligen Partner für ihre Tiere aus. Sui zahlte rund 30.000 Euro für seinen Messestand - etwa so viel bringt sein bester Deckrüde King schon bei einem Einsatz ein.

Wahnsinnspreise verwundern im Ausland
Die Wahnsinnspreise für Hunde, die nichts wirklich Besonderes sind, stoßen im Ausland auf Unverständnis. "Rennpferde und Diamanten könnte ich ja verstehen. Aber ich begreife nicht, warum jemand eine halbe Million Dollar für einen Hund hinlegt", wundert sich Martha Feltenstein, die Vorsitzende der US-Züchtervereinigung für Tibet-Doggen. "Sie haben eine relativ kurze Lebenserwartung und sind nicht besonders selten. Es ist also einigermaßen rätselhaft, warum sie in China so viel kosten."

In den USA kosten Welpen einige hundert Dollar. In Deutschland sind sie von Züchtern des Internationalen Klubs für tibetische Hunderassen derzeit für rund 1.200 Euro zu haben. In China dagegen kosten ausgewachsene Tiere nach Züchterangaben umgerechnet Zehntausende, manchmal über 70.000 Euro. Eines wurde voriges Jahr sogar für über eine halbe Million Dollar, mehr als 400.000 Euro, an eine Frau aus Nordchina verkauft. Presseberichten zufolge schickte sie eine Flotte aus 30 schwarzen Mercedes und anderen teuren Wagen zum Flughafen, um den Hund abzuholen.

Nach Immobilien in Australien, Vollblütern aus den USA und europäischer Haute Couture ist die Tibet-Dogge das neue Statussymbol der Reichen in China. Inzwischen gibt es schätzungsweise 825.000 Millionäre im Land, und der Markt für Luxusgüter wächst rasant. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua listete kürzlich auf, was der reiche Mann so braucht: eine junge, schöne Frau, einen Lamborghini und eine Tibet-Dogge, "je größer und wilder, desto besser".

Hund als Luxusmarke
"Man könnte von einer hiesigen Luxusmarke sprechen", meint der Steuerexperte Rupert Hoogewerf, der jährlich eine Liste der reichsten Chinesen aufstellt. "Luxusmarken haben in China phänomenale Zuwachsraten, und eine Tibet-Dogge zu besitzen, ist eine weitere Möglichkeit, den Ruf zu steigern und den Reichtum vorzuführen."

Die Hunde sehen schon nach Reichtum aus: Mit ihrer Mähne erinnern sie an Löwen, die traditionell als Symbol für Glück gelten. "Wir wollen eine einheimische Hunderasse, und dieser Wachhund ist perfekt, weil er auch ein Glücksymbol darstellt", erklärt Wu Yunliang, der in Taiyuan ein Pflegeheim betreibt und fast 20 Tibet-Doggen hält. Die Gewinnaussichten der Zucht waren es auch, die den Geschäftsmann Sui anzogen. Hundeliebhaber ist er nach eigenem Bekunden eigentlich nicht: "Ich tätschele sie nicht oft oder spiele groß mit ihnen", räumt er ein. Das Bürsten überlässt er einem Dutzend Tierpfleger.

Im Geschäft ist auch Ma Junren, ein früherer umstrittener Leichtatlethik-Coach. Er begann sich für die Hunde zu interessieren, als er Ende der 80er mit Langstreckenläuferinnen im tibetischen Hochland trainierte. Die Rekorde seiner Läuferinnen erklärte er mit dem Höhentraining und einem Gebräu aus Schildkrötenblut - allerdings wurden einige der Athletinnen später beim Doping erwischt. Ma bestritt jedes Fehlverhalten und trat zurück.

Auf der Hundeausstellung mahnte er von den chinesischen Züchtern höhere Standards an, damit sie in den internationalen Verband aufgenommen würden. Bislang sind sie nach Züchterangaben wegen zu lascher Kontrolle von Impfungen ausgeschlossen. "Ich hoffe, das all unsere Tibet-Doggen-Liebhaber ehrlich sind", sagte Ex-Trainer Ma. "Wir wollen keine Diebe, Verbrecher oder Betrüger um uns haben."

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