„Familienlinie“

Brunei fordert von EU „Toleranz“ für Steinigungen

Ausland
23.04.2019 08:23

Wer im Sultanat Brunei homosexuell ist, riskiert mit seiner Liebe zum selben Geschlecht sein Leben (siehe auch Video oben). Im streng konservativen südostasiatischen Kleinstaat droht für gleichgeschlechtlichen Sex die Todesstrafe. Diese umstrittene Vorgangsweise rechtfertigte das Sultanat in einem Brief an das EU-Parlament: Darin forderte Brunei „Toleranz, Respekt und Verständnis“ für seine „Familienlinie“.

Seit der Verschärfung des Scharia-Strafrechts seit Anfang April droht für homosexuellen Geschlechtsverkehr die Steinigung. Diese Maßnahme wurde international scharf kritisiert - sogar Hollywood-Star George Clooney mischte in der Debatte mit und forderte dazu auf, Luxushotels in Europa und den USA zu boykottieren, die der Brunei Investment Agency gehören. Die Kampagne feierte bereits erste Erfolge.

Brunei fordert „Toleranz, Respekt und Verständnis“
Nun rechtfertigte sich das Sultanat
in einem vierseitigen Brief an die Europaabgeordneten, wie der „Guardian“ berichtet. Darin heiß es, Steinigungen als Strafe für gleichgeschlechtlichen Sex seien selten, da zwei Männer von „hohem moralischem Rang und Frömmigkeit“ als Zeugen erforderlich seien. Im Hinblick auf den Wunsch des Landes, seine traditionellen Werte und seine „Familienlinie“ zu bewahren, fordere man „Toleranz, Respekt und Verständnis“.

Dieben droht Amputation von Händen und Beinen
Verschärft wurden auch die Strafen für Diebstahl: Künftig müssen Diebe damit rechnen, dass ihnen Hände und Beine amputiert werden. Grundlage dafür ist die Scharia, die im weiten Sinne die religiösen und rechtlichen Normen im Islam regelt.

„Kriminalisierung von Ehebruch und Unzucht“ soll Familie schützen
In dem vom „Guardian“ zitierten Brief hieß es weiter, die internationale Kritik sei auf ein Missverständnis zurückzuführen. „Die Kriminalisierung von Ehebruch und Unzucht soll die Unantastbarkeit der Familienlinie und der Ehe von verschiedenen Muslimen gewährleisten, insbesondere von Frauen.“ Die EU wurde dem Bericht zufolge auch aufgefordert, die Einfrierung von Vermögenswerten, Visa-Verbote und eine schwarze Liste von Hotels, die dem Sultanat gehören, zu überprüfen. 

In dem Sultanat auf der Insel Borneo sind zwei Drittel der mehr als 420.000 Einwohner muslimischen Glaubens. Seit einiger Zeit sind dort konservative islamische Kräfte auf dem Vormarsch. Schwule und Lesben werden in der ehemaligen britischen Kolonie seit Langem unterdrückt. Bisher standen auf homosexuelle Beziehungen bis zu zehn Jahre Haft.

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