Kaum Bewerber

Salzburgs Schulen gehen langsam die Direktoren aus

Salzburg
17.03.2010 11:03
Einst sind sie neben Bürgermeister und Pfarrer die angesehensten Persönlichkeiten im Ort gewesen: die Schuldirektoren. Heute sieht die Sache anders aus. Lehrer zeigen kaum noch Interesse an dieser Funktion. Im Bundesland Salzburg wurden seit Juli 2008 für 46 Pflichtschulen Leiter gesucht. Bei jeder fünften Ausschreibung gab es keine einzige Bewerbung, für mehr als die Hälfte der Schulen fand sich gerade einmal ein Kandidat.

Am schwierigsten stellte sich die Direktoren-Suche für die Hauptschule Bad Hofgastein und die Sonderschule Neukirchen heraus, wo es jeweils bereits vier Ausschreibungen ohne einen einzigen Bewerber gab. Von den 46 Ausschreibungen seit Juli 2008 im Bundesland Salzburg gab es genau in drei Fällen drei Bewerber, sieben Mal fanden sich zumindest noch zwei Kandidaten, 27 Mal hatte sich genau ein Lehrer interessiert und neun Mal gab es gar keine Rückmeldung.

Finanzieller Anreiz gering
Für die Personalvertretung ist der Grund für diese Entwicklung klar: "Zum einen liegt das mangelnde Interesse bestimmt daran, dass es finanziell kein Riesenschritt nach oben ist, dafür jedoch sehr viel mehr Arbeit, vor allem im Verwaltungsbereich, mit sich bringt", so Anton Polivka, Vorsitzender der Pflichtschullehrer Gewerkschaft in Salzburg. "Als Schulleiter einer Volksschule mit Durchschnittsgröße von vier bis sieben Klassen verdient man zum Beispiel nur 410 Euro brutto mehr als ein Lehrer."

Andererseits habe sich auch die Tätigkeit stark geändert. "Der Beruf hat sich in den letzten zehn bis 15 Jahren immer mehr zu einem Managementberuf entwickelt, wo man vorrangig mit der Personalführung vertraut sein muss."

Lehrer wollen lehren, nicht verwalten
Etwas anders sieht dies Landesschulratspräsident Herbert Gimpl: "Für das rückläufige Interesse gibt es mannigfaltige Faktoren, die zusammenspielen. Oft liegen die Gründe bei den einzelnen Personen selbst. Die meisten Lehrer wollen auch als solche tätig sein, sie möchten sich lieber mit dem Unterricht und den Schülern beschäftigen als eine Schule leiten und verwalten." Aber auch er räumt ein, dass es auch am Anreiz mangle. Da viele Lehrer gar nicht genau wüssten, was als Schulleiter alles auf sie zukomme, will er Interessenten in Zukunft besser darüber informieren, wie die Tätigkeit genau aussieht.

Neue Software soll Abhilfe schaffen
Verbesserungen erhofft sich der Präsident auch von einer neuen Software namens Socrates, die derzeit an einigen Salzburger Schulen getestet wird und ab Herbst flächendeckend eingesetzt werden soll. Diese soll die komplette Schüler- und Lehrerverwaltung übernehmen und beispielsweise auch die Lohnbuchhaltung erleichtern. "Natürlich soll dieses Programm zur Entlastung der Schulleiter dienen. Ob das auch der Fall sein wird, wird sich aber erst in den nächsten Monaten zeigen", ist Polivka noch etwas zurückhaltend.
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