Baustart in Salzburg

36 Poller schützen Altstadt ab Juni vor der Blechlawine

Salzburg
16.03.2010 15:37
Ab Sommerbeginn sollen 36 Poller unbefugten Kraftfahrzeuglenkern die Zufahrt in die Salzburger Altstadt versperren. Nur wer eine Fernbedienung besitzt, den Zugangscode weiß oder über einen "Schlüssel" verfügt, hat freie Fahrt. Der erste der 14 versenkbaren und 22 "fixen" Poller ist am Dienstag auf dem Mönchsberg installiert worden (Bild). "Am 21. Juni werden alle Poller in Betrieb gehen", kündigte Planungsstadtrat Johann Padutsch an.

"Wir haben eine Fußgängerzone, und keiner schert sich darum. Täglich fahren 300 Kraftfahrzeuge illegal hinein. Ich bin des permanenten Rechtsbruchs leid", so Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ). "Deshalb bin ich für ein System, das sich weltweit bestens bewährt hat und die Schönheiten der Altstadt vor der Blechlawine schützt.". Die 612.000 Euro Gesamtkosten "sind angemessen, um die Fußgängerzone erlebbar zu machen".

"Beginn einer neuen Ära"
Auch eine noch so scharfe Überwachung habe nichts gefruchtet, sagte Padutsch, "bis zu 20 Mal sind dieselben Lenker bestraft worden". Er ist mit seiner Idee, Videokameras zwecks Kennzeichenerfassung zu installieren, bei der Datenschutzkommission abgeblitzt. Zuversichtlich, dass das Pollersystem wie in anderen Städten auch gut funktioniert, zeigte sich auch Stadtpolizeikommandant Manfred Lindenthaler. Er sprach "vom Beginn einer neuen Ära in einer der schönsten Städte der Welt".

Die Inhaber der 2.537 Ausnahmegenehmigungen wie Anrainer, Taxler und Lieferanten steuern das Versenken der 80 Zentimeter aus dem Boden ragenden Nirosta-Zylinder mit einer Fernbedienung. Begleitet von einem Warnsignal und einem Blinklicht fährt der Poller in den Boden ein und aus. Obwohl das Konzept "Salzburg-spezifisch" entwickelt wurde, diente die 150.000 Einwohnerstadt Herzogenbusch in den Niederlanden als Vorbild, wie Projektleiter Christian Morgner erklärte.

Hotelgäste bekommen Code
Für Hotelgäste ist die Zufahrt mittels eines zeitbegrenzten Codes möglich, den sie telefonisch erhalten und dann auf einer Tastatur an dem Steuerungsgerät des Pollers eingeben. Blaulichtorganisationen können die fixen Poller mit einem "Polizeischlüssel" beseitigen, Gehbehinderte mit dem "Euroschlüssel". Die fixen Poller sollen ein Durchschlüpfen verhindern, indem sie breitere Straßen so weit verengen, dass zwischen dem versenkbaren Poller und Fahrbahnrand "kein Auto mehr passt", erläuterte Morgner.

Ladezeit wird verlängert
Insgesamt hat der Magistrat 3.500 Fernbedienungen, die nur für bestimmte Zufahrtsbereiche gelten, zu einer Kaution von 50 Euro verfügbar, erläuterte der Planungsstadtrat. 991 sind für Hofzufahrten bestimmt, dem Land sind 220 zugeteilt. Der heimische Energieversorger Salzburg AG installiert die Poller und versorgt sie mit Strom. Die Hard- und Software liefert die Firma Siemens. Mit der Inbetriebnahme wird die Ladezeit in der Fußgängerzone von bisher 6.00 bis 10.30 Uhr auf 11.00 Uhr verlängert.

Nach jahrelangen Diskussionen und politischen Querelen, wie illegale Autofahrer und Parker aus der linken und rechten Altstadtseite verbannt werden könnten, setzten sich die SPÖ, Bürgerliste und FPÖ im Vorjahr im Gemeinderat gegen den Widerstand der ÖVP und Wirtschaft mit dem Pollersystem durch. Geschäftsleute, aber auch Hotelbetreiber befürchteten im Vorfeld , dass die Poller Touristen und Kunden aus der Altstadt "vertreiben". Das Pollerkonzept sei unausgegoren und bewirke keine autofreie Altstadt. Ohne weitere Gargagenplätze müssten die Ausnahmeinhaber weiter in der Fußgängerzone parken, kritisiert die ÖVP.

Nöhammer: "Anschlag auf Wettbewerbsfähigkeit"
Als einen "massiven Anschlag auf die Wettbewerbsfähigkeit der Altstadtbetriebe" und als wirtschaftspolitisch verantwortungsloses Handeln hat der Obmann der Bezirksstelle Salzburg Stadt in der Wirtschaftskammer (WK), Max Nöhammer, den Startschuss zur Errichtung der 36 Poller in der Altstadt bewertet. "Nur um einige wenige an der illegalen Einfahrt in die Fußgängerzone zu hindern, wird die gesamte Altstadt von Bürgermeister Heinz Schaden und Stadtrat Johann Padutsch in Geiselhaft genommen", so Nöhammer.

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