Kripo ermittelt

Fünf Patres im Visier der Staatsanwaltschaft

Oberösterreich
16.03.2010 14:42
Die Staatsanwaltschaft hat nach den Missbrauchsvorwürfen gegen fünf Patres des Stiftes Kremsmünster im Bezirk Kirchdorf gemeinsam mit dem Landeskriminalamt Ermittlungen aufgenommen. Vorläufig geht es um drei Beschuldigte, denen Übergriffe aus den Jahren 1993 bis 1997 zur Last gelegt werden. Ob sich dieser Kreis noch ausweitet, werden die Ermittlungen zeigen, wie Staatsanwalt Andreas Pechatschek am Dienstag mitteilte.

Einer der Patres von Kremsmünster habe am Montag eine schriftliche Sachverhaltsdarstellung an die Polizei übergeben, erklärte Pechatschek. Die Kripo werde nun die "kriminalistische Kleinarbeit" durchführen und Beschuldigte, Opfer sowie Zeugen befragen.

Zwei Opfer seien in der Sachverhaltsdarstellung namentlich festgehalten, wie viele Geschädigte es gibt, sei derzeit nicht abzuschätzen, so der Staatsanwalt. Bei den Vorwürfen gegen die Patres handle es sich teils um sexuell motivierte Handlungen, teils um andere Gewaltanwendung.

Missbrauch verjährt?
Geklärt werden muss noch die Frage, ob und welche Straftatbestände schon verjährt sind. Bei Sexualdelikten beginne eine zehnjährige Frist erst mit der Volljährigkeit des Opfers, bei anderen sei der Strafrahmen ausschlaggebend, erklärte Pechatschek.

Außerdem verjähre eine Tat nicht, wenn der Täter weiter straffällig werde. Zudem seien die gesetzlichen Bestimmungen seit 1993 mehrfach geändert worden, so der Staatsanwalt.

Insgesamt sind die Eingaben an die diözesane Kommission gegen Missbrauch und Gewalt in Oberösterreich zuletzt deutlich in die Höhe geschnellt: Von den insgesamt 25 Fällen, die an das Gremium in den vergangenen zweieinhalb Jahren herangetragen wurden, kamen 21 allein im März herein. Zwei waren es im Februar, zwei weitere sind älter.

"Wollte nie ein Sadist sein"
"Ein Sadist wollte ich nie sein. Wenn ich den entsprechenden Eindruck erweckt habe, tut mir das leid. Ich war leider oft gedankenlos, oft launenhaft und allzu oft unbeherrscht. Dafür möchte ich mich entschuldigen", schreibt einer der beschuldigten Geistlichen.

Er beteuerte, seine Schüler "ausnahmslos gern gehabt" zu haben. "Mag sein, dass ich meine Gefühle oft zu wenig, manchmal auch gar nicht - bei anderen Gelegenheiten dann wieder zu deutlich und auf unzulässige Weise gezeigt habe."

Wenn er jemanden traumatisiert und seelisch verletzt habe, bedaure er das zutiefst und bitte um Entschuldigung, so der Geistliche.

Entsetzen im Kloster
"Wir nehmen alle sehr, sehr ernst", sagt dazu der Welser Bezirkshauptmann Josef Gruber als Vorsitzender der "Diözesanen Kommission gegen Missbrauch und Gewalt".

"Es ist eine Lawine", sagt der Wilheringer Abt Gottfried Hemmelmayr betroffen und schockiert. Weitere Opfer klagten ihm gegenüber oder bei den diözesanen Ombudsleuten an, dass sie in den 60er-Jahren sexuell missbraucht wurden oder körperlicher Gewalt ausgesetzt waren.

"Ich bin erschüttert über diese Verletzungen und Traumatisierungen, die manche ehemalige Schüler erlitten haben. Ich entschuldige mich dafür im Namen des Konvents und bitte alle um Vergebung", so Abt Hemmelmayr.

Internat geschlossen
Das Stiftsgymnasiums Wilhering besuchen heute 480 Burschen und Mädchen, die "nach christlich-humanistischen Grundsätzen unterrichtet werden", so der Abt. Das Internat wurde allerdings bereits im Jahr 1990 geschlossen.

Unter den über zwanzig Missbrauchsopfern, die sich bisher gemeldet haben, befinden sich auch Frauen, die als junge Mädchen in Pfarren belästigt wurden.

von Max Stöger ("OÖ Krone")und ooe.krone.at

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