Liebling und Buhmann

Aufstieg und tiefer Fall von Michael Dewitte im Detail

Salzburg
08.02.2010 10:07
Fristlos gefeuert und bei der Staatsanwaltschaft angezeigt: Der 43-jährige Michael Dewitte ist wegen horrender Spesen und Provisionen bei den Osterfestspielen zum geächteten Buhmann geworden. Ein tiefer Fall, wie der Prüfbericht der "Audi"-Kanzlei über Machenschaften im Osterfestival beweist. Denn noch vor wenigen Jahren war Dewitte der umhätschelte Liebling, der sich über stattliche Gehaltserhöhungen und das Wohlwollen der Landespolitik freuen durfte.

Mit 31 Jahren trat Dewitte 1997 den Posten an – als Halbzeitjob. Er war damals Assistent von Maestro Claudio Abbado und Mitarbeiter des Intendanten bei den Berliner Philharmonikern. Er musste sich nur verpflichten, "mindestens 50 Prozent seiner Arbeitszeit unmittelbar für die Osterfestspiele" da zu sein.

Das damalige Gehalt des gebürtigen Belgiers: 6.540 Euro brutto, 14 Mal im Jahr. Ein "Wohnkostenzuschuss" von rund 900 Euro im Monat sowie eine jährliche "Tantieme". Zwei Jahre danach, am 4. August 1999, gestand Ex-Landeschef Franz Schausberger Dewitte die erste Gehaltserhöhung zu. 8.357 Euro kassierte der Festspiel-Chef dann monatlich, aber kein Wohn-Geld. Und er verzichtete dafür auf die jährliche Prämie – abgegolten mit einer Sonderzahlung von drei Monatsbezügen.

Provision nur von Landes-Hofrat bestätigt
Wieder drei Jahre später, 2002, ging es erneut um Finanzielles: Da sollte er 35.000 Euro extra im Jahr fürs "European Art Forum" erhalten – und fünf Prozent Provision "auf die Sponsoreinnahmen der Osterfestspiele". Das bestätigte nur ein Landes-Hofrat, aber Dewitte kassierte seither ab – mehr als 265.000 Euro bis ins Vorjahr, dazu noch weitere 300.000 Euro vom Geld eines russischen Mäzens, die er 2009 aufs zypriotische Konto einer Firma aus der Karibik überweisen ließ.

Form blieb gewahrt
Dabei wahrte der smarte Belgier nach außen hin perfekt die Form. Als US-Mäzen Donald Kahn im November 2005 eine Million Euro stiftete, um den Osterfestspielen aus der Klemme zu helfen, schrieb Dewitte Anfang 2006 einen internen Aktenvermerk. "Die Spende ist ausschließlich für folgende Zwecke gewidmet" hieß es – die Liquidität des Festivals sollte 2005/06 gesichert werden und "die restliche Summe" als Rücklage beim Verein der Freunde der Osterfestspiele verbleiben, "um unvorhersehbare Ausfälle" zu verkraften. Weiters: Die "Spende" soll "nur im Notfall" die Verluste des Festivals decken. Aber: Provisionen wurden 2002 nur für "Sponsoreinnahmen" zugestanden – "Spenden" waren ausdrücklich ausgenommen!

Auszahlungen an Dewitte bleiben unerwähnt
Die "Freunde" dürfte er mit dem Vermerk getäuscht haben, das ganze Geld würde fürs Festival eingesetzt. Denn dass er sich selbst von dieser noblen Spende 50.000 Euro Provision ausgezahlt haben soll, wird mit keinem Wort erwähnt. Auch die mutmaßlichen 4.000 Euro Provision für Susanne Harf (Protokollchefin der Sommerfestspiele) blieben unerwähnt…

von Robert Redtenbacher, Kronen Zeitung

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