Festspiel-Affäre

Technik-Direktor soll 295.000 Euro kassiert haben

Salzburg
30.01.2010 10:13
Immer neue Enthüllungen über die Finanz-Affäre bei den Festspielen: Im Visier steht jetzt Klaus Kretschmer, der gefeuerte Technik-Chef. Er hatte trotz ausdrücklichen Verbots eine Privatfirma in Freilassing und soll bei den Osterfestspielen mitkassiert haben. Für die Oper "Pelleas et Melisande" dürften 295.000 Euro abgerechnet worden sein.

Als erster musste Michael Dewitte als Chef der Osterfestspiele gehen: Er soll bei Geldern von Sponsoren mitkassiert haben – zum Beispiel dürfte er sich fünf Prozent Provision überwiesen haben, als der große Salzburg-Gönner Donald Kahn eine Million Euro stiftete. Das soll ihm satte 50.000 Euro gebracht haben. Die "Krone" hat es exklusiv berichtet.

Kretschmers Büro geräumt
In der Vorwoche erwischte es auch Klaus Kretschmer nach 20 Jahren als Technischer Direktor der Sommerfestspiele. Er musste fristlos gehen und die Schlüssel abgeben. Kretschmers Büro ist geräumt, er hat keinerlei Zugang mehr zu seinem Computer und den E-Mails.

Vorwurf: Nebengeschäfte
Was ihm vorgeworfen wird, sind Nebengeschäfte: Schon 2001 erhielt Kretschmer das ausdrückliche Verbot, mit privaten Firmen zusätzliche Geschäfte zu erledigen. Das galt vor allem für die Osterfestspiele, erläutert Gerbert Schwaighofer, der Finanzchef der Festspiele. Dieses Verbot dürfte den Technik-Experten wenig gekümmert haben, sagen Insider ganz offen. Beleg dafür sind interne Abrechnungen, die jetzt bekannt wurden. In mindestens drei Fällen taucht der Name von Klaus Kretschmer genau bei den Osterfestspielen auf:

  • 2006 dirigierte Sir Simon Rattle die Oper "Pelleas et Melisande" von Claude Debussy. Bei der tollen Inszenierung zu den 40. Osterfestspielen hatten die Festspiele den Auftrag, das naturalistische Bühnenbild herzustellen. Und Kretschmer soll offenbar zusätzlich stattliche 295.000 Euro kassiert haben– so viel rechneten die Osterfestspielen für ihn ab.
  • Im Vergleich bescheiden muten da weitere 34.000 Euro an, die für Kretschmer im Jahr darauf beim Osterfestival in den Büchern gestanden sein dürften. Das war für die Produktion der Richard-Wagner-Oper "Das Rheingold".
  • Kretschmer, der den Osterfestspielen die Rechnungen auf privatem Briefpapier schickte, werden auch "Reisekosten in der Business-Class" zur Last gelegt.

Porsche abgeschleppt
Der Technische Leiter ist übrigens mit einer Firma im Techno-Z Freilassing untergekommen. Und in seiner Villa in Anthering hatte er Besuch: Im Auftrag der Bank wurden seinem Porsche Cayenne am Donnerstag Radklammern verpasst, am Freitag wurde der Wagen dann abgeschleppt.

Große Betroffenheit
Die Handlungen der Manager lösten große Betroffenheit aus: "Es ist zuallererst Aufgabe des Staatsanwaltes, alles aufzuklären. Im Interesse von Steuerzahlern und Sponsoren will ich eine Wiedergutmachung des gesamten Schadens durchsetzen", sagt Landeshauptfrau Gabi Burgstaller.

Für die Manager gilt die Unschuldsvermutung.

von Robert Redtenbacher (Kronen Zeitung) und krone.at

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