Fahrlässige Tötung

Brandtragödie – Mutter fasst fünf Monate bedingt aus

Niederösterreich
26.01.2010 12:47
Beim Prozess um eine familiäre Tragödie ist das Landesgericht Korneuburg am Dienstag zu einem Urteil gekommen. Im Juli des vergangenen Jahres starben bei einem Wohnhausbrand in Gänserndorf zwei Kinder – ihre Mutter (33) und die Großmutter (55) wurden angeklagt, die Aufsichtspflicht vernachlässigt zu haben. Die Mutter wurde wegen fahrlässiger Tötung zu fünf Monaten bedingter Freiheitsstrafe verurteilt, die Großmutter wurde freigesprochen. Beide Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

"Die Frauen sind gestraft genug. Mit dem Vorwurf, den sie sich selbst machen, müssen sie leben", brachte Einzelrichter Manfred Hohenecker die Tragödie in seiner Urteilsbegründung auf den Punkt. Nach den Ausführungen des Staatsanwalts war die Aufsichtspflicht im Zeitraum von einem Monat - seit Juni 2009 - mehrmals "gröblichst" verletzt worden: Die Kleinen seien oft allein im Haus eingesperrt gewesen, Zündhölzer seien unverschlossen im Haus herumgelegen. Die beiden bisher unbescholtenen Frauen bekannten sich schuldig.

Missverständnis kostete Kinder das Leben
Der Verteidiger, Werner Tomanek, erklärte vor Gericht, dass das Unglück wegen eines Missverständnisses passiert sei. "Die 33-Jährige lebte als allein erziehende Mutter mit der 55-Jährigen in einem Haushalt und arbeitete normalerweise in den frühen Morgenstunden in einem Geschäft als Putzfrau, während die Großmutter auf die Kinder aufpasste," so Tomanek. An jenem Tag habe die Frau aber verschlafen: Sie sei erst um acht Uhr aufgewacht und danach zur Arbeit aufgebrochen - zu einem Zeitpunkt, an dem sie sonst wieder heimkam, um die Kinder in den Kindergarten zu bringen.

Feuer ging von Kinderzimmer aus
Als ihre Mutter dann selbst zur Arbeit und zu einem Arzttermin aufbrach, dachte sie, es sei niemand mehr daheim, und sperrte - ohne Nachschau zu halten - die Tür zu. Der dreijährige Bub und seine um ein Jahr ältere Schwester dürften im Bett gezündelt haben. Das verheerende Feuer nahm im Kinderzimmer seinen Ausgang, durch eine offenstehende Luke an der Decke zum Dachboden fanden die Flammen rasch weiteren Nährboden. Tragisch: Die Kleinen dürften noch versucht haben, zu flüchten: Sie wurden reglos direkt hinter der versperrten Eingangstür gefunden.

Mutter riss in Panik die Tür aus den Angeln
Die in ärmlichen Verhältnissen lebende alleinerziehende Mutter der Kinder war in einem nahegelegenen Gasthaus beschäftigt. Von dort fuhr die gebürtige Serbin, nachdem eine Nachbarin sie über den Brand informiert hatte, mit dem Fahrrad sofort heim und traf knapp vor der Polizei ein. In Panik riss die Frau die Eingangstür heraus und fand dahinter ihre Kinder leblos am Boden liegend vor. Die 33-Jährige und ein inzwischen angekommener Polizeibeamter trugen die Kleinen sofort ins Freie. Der Bub und das Mädchen waren aber trotz umfassender Wiederbelebungsmaßnahmen – vier Notärzte waren an der Unglücksstelle – nicht mehr zu retten.

Reihe von Missverständnissen zwischen Mutter und Oma
Die 33-Jährige und ihre Mutter, die ebenfalls von der Anrainerin verständigt worden war, erlitten schwere Schocks und wurden ins Krankenhaus gebracht. Sie waren erst nach Tagen vernehmungsfähig und machten übereinstimmende Angaben zum verhängnisvollen Verlauf des Unglückstages.

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