Musik für Helden

“Funk for Life” – und ein Euro pro CD an Ärzte ohne Grenzen

Musik
25.01.2010 17:32
Durch das Jahrhundert-Erdbeben in Haiti sind Hilfsorganisationen wie "Ärzte ohne Grenzen" derzeit in aller Munde und Köpfe. Unvorstellbar, was Mediziner dort leisten, was sie mit ansehen und verarbeiten müssen. Der schwedische Posaunist Nils Landgren engagiert sich seit 15 Jahren für die in Frankreich gegründete Hilfsorganisation und seit 2008 für eines ihrer Langzeitprojekte in Afrika. Für jedes verkaufte Exemplar seines neuen Albums "Funk For Life" geht je ein Euro an "Ärzte ohne Grenzen".
(Bild: kmm)

"Wir operieren 130 Mal am Tag", hieß es am vergangenen Donnerstag von einem Sprecher der Ärzte ohne Grenzen aus Haiti. "Es ist wie die Arbeit in einem Kriegsgebiet. Jedes Mal, wenn ich den Operationssaal verlasse, sehe ich Menschen, die verzweifelt um eine OP bitten."

Die Umstände, unter denen die Mediziner in so vielen Krisengebieten der Erde arbeiten, sind oftmals jenseits von widrig. Ihre freien Kliniken stellen für viele die einzige medizinische Versorgung dar. In manchen Ländern heißt das Gesundheitssystem Ärzte ohne Grenzen.

Landgren, seit den Neunzigern als einer der erfolgreichsten europäischen Jazzmusiker gefeiert, kam durch seinen Patensohn mit der Arbeit von MSF ("Médecins sans frontières") in Afrika in Berührung. 2008 spielte er mit seiner Band Funk Unit in Schweden ein Benefizkonzert für Ärzte ohne Grenzen. Heuer folgte eine Reise in Kenias Hauptstadt Nairobi, wo im Slum Kibera Tausende Menschen auf die Gratis-Kliniken der MSF angewiesen sind.

Landgren brachte in Europa eingesammelte Musikinstrumente für die dortigen Kinder mit und gab mit dem Funk Unit ein Konzert mitten im Slum. Das Album "Funk For Life", zugleich auch der Name seines Musikförderungsprojektes für Kinder in Kibera, hatte der 53-jährige Jazzer und Musikhochschullehrer wenige Monate zuvor fertiggestellt. Sein Plattenlabel ACT schoss ihm 20.000 Euro als "Vorabspende" vor, die Landgren mit nach Kenia nahm und MSF übergab.

Musikalisch schließt "Funk For Life" 1:1 an den Vorgänger "Licence To Funk" an, mit dem Landgren im Jahr 2007 den deutschen Jazz Award abstaubte. Hierzulande sorgte sein Aufritt bei der ersten Nova Jazz and Blues Night in Wiesen 2008 für Furore. Den Zuhörer erwarten neben den bekannten instrumentalen Grooves und dem mitreißenden Vocal-Funk auch mehrere zurückhaltende Stücke, bei denen sich Landgren vom Erlebten in Kibera inspirieren ließ.

"Es bereitete uns große Freude zu sehen, wie glücklich die Kinder waren, als sie unsere Geschenke in Empfang nahmen. Wir hatten das Gefühl, etwas bewegt zu haben. Und dies ist erst der Anfang unseres Projekts. Wie sich alles entwickeln und enden wird, wissen wir noch nicht. Aber eines war uns sofort klar - diese Kinder lassen wir nicht mehr alleine", sagt Nils Landgren.

9 von 10 Lebensfunken

Von Christoph Andert

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