Geld veruntreut

Ex-Präsidenten der “Anonymen Spieler” verurteilt

Salzburg
21.12.2009 13:13
Zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Monaten - drei Monate unbedingt - ist am Montag der ehemalige Präsident eines Salzburger Vereins für Spielsüchtige nicht rechtskräftig verurteilt worden. Der 46-Jährige soll im Juni des Vorjahres 47.250 Euro für private Zwecke vom Vereinskonto abgehoben und veruntreut haben. Seine Rechtfertigung, er sei von Unbekannten aus dem illegalen Glücksspielmilieu bedroht worden und hätte ihnen 40.000 Euro gegeben, glaubte die Richterin nicht.

Einzelrichterin Verena Wegleiter und Staatsanwalt Andreas Allex nannten es eine "abenteuerliche und lebensfremde Geschichte", die ihnen der Angeklagte erzählte. Am 1. Juni hätten ihm zwei unbekannte Männer 20 Handyfotos von seiner Frau und Tochter gezeigt und ihn aufgefordert, er solle als Präsident der Selbsthilfeorganisation "von der Bildfläche verschwinden". Weil er sich gedacht habe, die Polizei könne seine Familie nicht schützen, denn auch gegen die illegale Glücksspielbetreiber seien die Behörden machtlos, habe er beschlossen, lieber abzuhauen.

Nach Korsika gereist
Unter dem Vorwand, der Verein benötige ein neues Auto, behob er 47.250 Euro und fuhr damit am 5. Juni zum Bahnhof. "Da stand plötzlich einer der beiden Männer und sagte: 'He Oida, gib uns die Kohle'". Er habe dem Erpresser 40.000 Euro in einem Kuvert übergeben und sei dann mit den restlichen 7.250 Euro über München und Frankfurt nach Korsika gereist, wo er ein paar Wochen geblieben sei.

In Berlin kontaktierte er einen Freund, der die Polizei alarmierte. Bei seiner Rückkunft am 6. August in Salzburg wurde er aufgrund eines internationalen Haftbefehls festgenommen und vorübergehend in U-Haft genommen.

"Polizei hätte mir nicht geglaubt"
Auf die Frage der Richterin, warum er den Unbekannten nicht die 7.250 Euro gegeben habe, wusste der Angeklagte keine Antwort. Dass er nach der ersten Bedrohung nicht zur Polizei gegangen ist, begründete er so: "Das wäre eine schlechte Alternative, sie hätten mir nicht geglaubt." Den Ermittlern warf er vor, sie hätten nicht einmal ein Phantombild von den Tätern angefertigt. All das, was ihn entlastet hätte, sei nicht gemacht worden. Schwer belastet wurde der Salzburger allerdings von dem damaligen Vize-Vereinschef: "Ich bin im Nachhinein draufgekommen, dass alles, was er erzählt hat, eine Lüge ist."

Keine Beweise für die Version des Angeklagten
Der Angeklagte hätte Anzeige erstatten und sich auf die Polizei verlassen müssen, dass seine Familie geschützt wird, sagte der Staatsanwalt. "Er ist mit einer Prostituierten geflüchtet." Der Verteidiger stellte hingegen die Frage, "nur weil seine Verantwortung unglaubwürdig klingen mag, darf sie nicht der Wahrheit entsprechen? Dahinter steht die organisierte Kriminalität." Dass der Ex-Präsident durch das Untertauchen die Familie mehr geschützt hätte, "wage ich zu bezweifeln", meinte die Richterin nach der Urteilsverkündung.

Es sei auch kein Beweis erbracht worden, dass es eine Glücksspiel-Mafia gebe. Der Verurteilte - er bezieht Notstandshilfe und hat 34.000 Euro Schulden - bat um Bedenkzeit. Der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab.

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