Historischer Tiefpunkt

Austria vor Umbruch: „Hängen in der Scheiße drin“

Fußball National
21.05.2018 07:18

Angesichts einer total verpatzten Rückrunde in der Bundesliga kann die Austria das Saisonende kaum erwarten. Gegen St. Pölten kassierten die Wiener die 17. Niederlage in der Spielzeit - ein historischer Tiefpunkt. Auch die nunmehr 55 Gegentore sind ein Minusrekord. „Wir hängen in der Scheiße drin“, meinte Trainer Thomas Letsch. Vieles deutet auf einen radikalen Schnitt im Sommer hin

Als Vizemeister und mit hohen Zielen waren die Austrianer in die Saison gestartet. Nichts weniger als den Angriff auf Serienmeister Red Bull Salzburg hatte Trainer Thorsten Fink im Juli 2017 vollmundig angekündigt. Zehn Monate später liegen die violetten Träume in Trümmern. Fink ist ebenso längst Geschichte wie das Minimalziel Europacup-Platz, gedanklich dürften auch mehrere Spieler schon mit dem Projekt Austria abgeschlossen haben.

Zusammenspiel „aus Verunsicherung und ein paar anderen Faktoren“
Nach dem 0:2 gegen St. Pölten am Sonntag steht die Austria weiter bei 40 Punkten - so wenig hatte die Austria in der Bundesliga-Geschichte nur am Ende der Saison 1997/98. „Das ist natürlich absolut enttäuschend. Wenn man einmal drinnen ist in der Gasse, dann ist es schwer rauszukommen“, analysierte Letsch, der generell „ein Zusammenspiel aus Verunsicherung und ein paar anderen Faktoren“ ortet. „Unterm Strich machen wir zu viele Fehler, und unterm Strich sind wir vorne nicht gefährlich“, erklärte der Deutsche.

Theoretisch könnte die Austria am kommenden Sonntag Mattersburg mit einem Sieg noch von Rang sechs stürzen. Besonders realistisch ist das aber nicht, bestreitet die leidgeprüfte Letsch-Auswahl ihr letztes Spiel doch im Ausweichquartier in Wiener Neustadt - und das gegen Salzburg. Mattersburg müsste zudem das Heimspiel gegen den LASK verlieren.

„Zuerst hinterfragt man sich selbst: Hat man was falsch gemacht in der Vorbereitung?“, meinte Letsch im Sky-Interview nach dem Tiefschlag in St. Pölten. „Wir verlieren die entscheidenden Zweikämpfe, dann rappelt‘s.“ Es sei auch erkennbar gewesen, dass in der Truppe, die vor allem in den zweiten 45 Minuten relativ unerfahren war, der Wille gefehlt habe, sich gegen die Niederlage zu stemmen.

Aus der Sicht von Letsch sei seiner Mannschaft gegen den SKN allerdings in der zweiten Hälfte auch ein Elfmeter vorenthalten worden. „Es kommt eben alles zusammen, das soll aber keine Ausrede sein“, sagte der Schwabe, der im Profibereich vor der Austria zwei Spiele als Salzburg-Interimstrainer und drei Partien als Chef bei Erzgebirge Aue verantwortet hat. Die schwer in die Kritik geratenen Austria-Verantwortlichen statteten Letsch vor einer Woche trotz der fehlenden Erfahrung mit einem Vertrag bis 2020 aus.

Die Klub-Führung um AG-Vorstand Markus Kraetschmer hat aber erkannt, dass der Kader massiv umgebaut werden muss, um Letsch eine faire Chance zu geben, seine Vorstellungen umzusetzen. Derzeit begehen einigen Spieler aus Verunsicherung haarstäubende Fehler, bei anderen muss grundsätzlich geprüft werden, ob sie den hohen Anforderungen genügen. Einfach wird die Aufgabe nicht.

Stützen verlassen den Verein
Dass echte Stützen wie Raphael Holzhauser, Felipe Pires und wohl auch Tarkan Serbest ersetzt werden müssen, macht die Sache noch schwieriger. Schon im Sommer hatten Leistungsträger wie Olarenwaju Kayode oder Verteidiger Jens Stryger Larsen den Verein verlassen und damit Lücken aufgerissen, die nie wirklich geschlossen wurden. Dauerpatient Heiko Westermann konnte seine Leaderrolle nie richtig ausfüllen, mit Torhüter Robert Almer fehlt eine andere Führungsfigur schon längere Zeit.

„Es ist nun einmal die Situation, in der wir stecken“, meinte Letsch, der das Halbjahr mit Anstand zu Ende bringen will. „Wir haben noch ein Spiel. Die Saison ist noch nicht zu Ende. Dann tut es jedem gut, wenn die Saison abgehakt ist.“ Jede noch so große Krise habe aber auch etwas Positives. „Wenn man so eine Situation hat, dann hat man die Chance, gestärkt daraus hervorzugehen“, urteilte Letsch.

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(Bild: KMM)



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