Tabletten-Überdosis

Nach Tod von Tiroler Mädchen: Kritik an Betreuung

Tirol
16.05.2018 07:45

Der Tod von drei Mädchen in Innsbruck hat - wie berichtet - vor wenigen Wochen für Entsetzen gesorgt. Alle drei starben an einer Tabletten-Überdosis. Nun üben die Familien scharfe Kritik an der Betreuungseinrichtung, in der die drei Jugendlichen untergebracht waren. Ihr Anwalt sagt: „Der Umgang mit Drogen ist dort zu leger!“

Im Alter von gerade einmal 15, 16 und 17 Jahren sind die Mädchen im Dezember 2017 sowie im Februar und März 2018 ums Leben gekommen. Eine von ihnen war auch schon Mutter einer kleinen Tochter. Alle drei waren tablettensüchtig, starben an einer Überdosis des Psychopharmakons Praxiten und gehörten demselben Betreuungsnetz an, das sowohl vom Land Tirol und der Stadt Innsbruck als auch vom Verein Neustart subventioniert wird.

Freundschaft statt Autorität
Und genau diese Einrichtung steht nun in herber Kritik. „Die Intention der Eltern ist nicht, einen Schuldigen für den Tod ihrer Mädchen zu finden“, verdeutlicht Markus Abwerzger, Anwalt von zwei der drei Familien. Es stehen Details über die Einrichtung im Raum, die sie regelrecht aufwühlen. Sie wollen für Aufklärung sorgen.

„Der Umgang mit dem Drogenkonsum innerhalb des Netzwerkes ist viel zu locker. Die Betreuer, die teils selbst noch jung sind, halten die Jugendlichen zu wenig von den Drogen ab. Anstatt die Rolle der Autoritätspersonen einzunehmen, wollen sie lieber als beste Freunde agieren“, sagt Abwerzger.

Mängel bei Aufsicht
Hinzu kommt, dass es auch bezüglich der Aufsichtspflicht Mängel zu geben scheint. „Eines der Mädchen war mehrere Wochen am Stück nicht in der Einrichtung anwesend. Informiert über ihre Abwesenheit wurden jedoch weder die Eltern noch Polizeibeamte“, betont der Jurist.

Rund 480 Euro Taschengeld plus 150 Euro Kinderbeihilfe erhalten die Jugendlichen monatlich in der besagten Einrichtung. „Für die Unterhaltszahlungen werden die Eltern herangezogen. Sie dürfen aus diesem Grund auch durchaus davon ausgehen, dass die Betreuung in Ordnung ist“, schildert der Rechtsanwalt.

Anfrage im Landtag am Mittwoch
Mit einer schriftlichen Anfrage im Landtag am Mittwoch versucht Abwerzger, der auch FPÖ-Landeschef ist, Licht ins Dunkel zu bringen. 16 Fragen stellt er an die neue Landesrätin der Grünen, Gabi Fischer. „Man versucht, keinen Wind rund um diese Todesfälle aufzuwirbeln. Man kann jedoch nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Die Politik ist gefordert“, sagt Abwerzger.

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