Die Welpenmafia

Anzeige gegen Plattform bazos.at eingebracht

Tierecke
15.05.2018 10:45

Erst vor kurzem überführte die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ mit Hilfe der Wiener Polizei im Zuge eines Scheinkaufs einen Welpenhändler auf einem Supermarkt-Parkplatz im 19. Bezirk bei der Übergabe zweier Chihuahua-Welpen. Nun hat die Tierschutzorganisation eine Anzeige gegen die Online-Plattform bazos.at eingebracht, auf der die Tiere inseriert waren. Außerdem haben die Tierschützer 50 Anzeigen gegen Inserenten auf bazos.at eingebracht, die offensichtlich falsche österreichische Adressen angeben, eigentlich aus dem Ausland stammen und keine registrierten Züchter sind.

„Leider findet man auf bazos.at sehr viele unseriöse bzw. illegale Angebote von Tieren“, sagt „Vier Pfoten“-Kampagnenleiterin Martina Pluda. „Das Unternehmen hält sich einfach nicht an die neue gesetzliche Regelung.“ Zur Erklärung: Nach der Novelle 2017 dürfen laut §8a des Österreichischen Tierschutzgesetzes Tiere nur noch von registrierten Züchtern beziehungsweise im Rahmen einer genehmigten Haltung (z.B. Zoofachhandel) online inseriert werden. Privatpersonen dürfen nur noch einzelne Tiere unter ganz bestimmten Voraussetzungen online inserieren.

Erbärmliche Zuchtbedingungen
Martina Pluda dazu: "Das ist auch sinnvoll: Denn hinter den vermeintlichen Schnäppchen - die Chihuahua-Welpen wurden beispielsweise jeweils um 350 Euro plus 50 Euro Transportkosten angeboten - verstecken sich oft erbärmliche Zuchtbedingungen im Ausland und Krankheiten der Tiere, die durch die häufigen Tierarztbesuche erst recht äußerst kostspielig werden können. In vielen Fällen sterben die Welpen auch qualvoll an diesen Krankheiten.

Vermehrer sitzen meistens im Ausland
Die  „Vier Pfoten“ warnen all jene, die sich über bazos.at billig und vermeintlich unkompliziert einen Welpen zulegen wollen, vor den schmutzigen Tricks der Händler. „Viele Inserenten geben eine österreichische Adresse im Inserat an, die sich nach Recherchen dann schnell als unvollständig und somit unrichtig herausstellt“, sagt Pluda. „Wenn man mit ihnen Kontakt aufnimmt, merkt man auch schnell, dass sie sich eigentlich im Ausland befinden. Manche bieten an, dass man die Hunde bei ihnen in der Slowakei bzw. Ungarn oder Tschechien abholen kann. In manchen Fällen wird schon im Inserat darauf hingewiesen, dass ein Transport nach Österreich möglich ist, manchmal wird es auch später angeboten.“

„Bestellte“ Welpen wurden illegal eingeführt
Die von den Mitarbeiterinnen „bestellten“ Hunde stammen aus der Slowakei, waren bei der Übergabe ca. acht bis neun Wochen alt und hatten keine Tollwutimpfung. Das bedeutet, sie hätten gar nicht über die Grenze gebracht werden dürfen. Eine Tollwutimpfung ist generell auch erst ab zwölf Wochen möglich, erst 21 Tage später ist die Impfung wirksam. Somit dürfen Welpen erst mit 15 Wochen ganz legal über die Grenze gebracht werden.

Die Hunde waren offensichtlich völlig erschöpft: Die Anfahrt aus der Slowakei dauerte laut Verkäufer etwa dreieinhalb Stunden, es war sehr heiß im Auto. „Der Händler hat meine Kolleginnen darauf hingewiesen, dass die Hunde schnell trinken müssen. Sie waren dann auch sehr durstig und hungrig“, so Pluda. Nach ihrer Konfiszierung wurden die Tiere ins Tierquartier Wien gebracht, wo sie dann zwei Wochen in Quarantäne verbringen mussten. Derzeit bekommen sie noch die nötigen Impfungen, danach können sie in ein hoffentlich liebevolles neues Zuhause vermittelt werden.

Verstoß gegen neues Tierschutzgesetz
Der allgemeine Gesundheitszustand der Hunde war jedoch eher gut, ihre Papiere waren in Ordnung, und mit Ausnahme der Tollwutimpfung waren sie auch geimpft. Daher sind die Vergehen des Händlers einerseits das öffentliche Feilbieten von Tieren (Verstoß gegen §8a TSchG, demzufolge nur bestimmte gesetzlich ermächtigte Anbieter online inserieren dürfen), andererseits der Verstoß gegen die EU-Vorschriften für den Heimtiertransport, denen zufolge die Tollwutimpfung verpflichtend ist.

„Vier Pfoten“ zeigten bazos.at an
„Wären auch Papiere gefälscht gewesen, wie es sehr oft vorkommt, würde der Verkäufer auch wegen Betrugs belangt werden können“, erklärt Pluda. „So wird er aber wahrscheinlich mit einer Verwaltungsstrafe davonkommen. Nichtsdestotrotz soll die Anzeige gegen die Online-Plattform und gegen 50 weitere Inserenten ein Signal senden: Welpen sind keine Ware, sondern Lebewesen. Wir werden solche miesen Geschäfte nicht tolerieren.“

Dumpingpreise sollten Käufer alarmieren
Grundsätzlich findet man auf bazos.at und weiteren Plattformen wie tiere.at und kleinanzeigen.at sehr viele unseriöse beziehungsweise illegale Anzeigen, in denen Hunde zu Schleuderpreisen angeboten werden. Dass die Tiere aus keiner verantwortungsvollen Zucht stammen können, liegt laut Martina Pluda auf der Hand: „In Österreich bezahlt man bei einem guten Züchter für einen Chihuahua zwischen 1200 bis 1500 Euro. Auf bazos.at findet man einen Chihuahua auch schon um 200 Euro. Da müssen bei jedem Konsumenten sofort die Alarmglocken schrillen. Ein solcher Preis kann nur auf Kosten des Tiers und auch des Konsumentenschutzes gehen.“

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