Waffe gegen Infekte?

Speziellen Antikörper gegen Bakterien entdeckt

(Bild: thinkstockphotos.de)

Jeder bisher entdeckte und bekannte Antikörper des menschlichen Immunsystems war auf ein spezielles Ziel fixiert. Ein internationales Forscherteam mit österreichischer Beteiligung fand nun im Rahmen einer Studie aber einen, der den kleinsten gemeinsamen Nenner aller möglichen Bakterien als Angriffspunkt erkennt und dadurch viele verschiedene Mikroben bekämpfen kann.

Wissenschaftler um Tim Rollenske und Hedda Wardemann vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg haben aus dem Blut und Darm von gesunden Menschen Antikörper gegen ein Bakterium namens Klebsiella pneumoniae isoliert. Normalerweise sind diese Erreger unauffällige Bewohner des Magen-Darm-Trakts, bei immungeschwächten Menschen können sich die Mikroorganismen aber stark vermehren und lebensbedrohliche Krankheiten verursachen, so die Forscher in einer Aussendung. Sie sind auch häufige sogenannte Krankenhauskeime (Bild unten), die gegen viele Antibiotika resistent sind.

Mikroskopische Aufnahme eines methillicin-resitenten Staphylococcus aureus

(Bild: CDC/Public Health Image Library)

„Einer-für-alle-Antikörper“
Zur Überraschung der Wissenschaftler, zu denen Eszter und Gabor Nagy von der Firma Arsanis Bioscience in Wien gehören, erkannten dieser Antikörper aber auch andere Bakterien. Dazu hefteten sie sich an eine kleine - aus dem Zucker Mannose bestehende - Oberflächenstruktur. „Dieses ‘Epitop‘ ist quasi der kleinste gemeinsame Nenner dieser Mikroben“, erklärte Rollenske im Gespräch. Für die Antikörper mache es keinen Unterschied, was sich rundherum befindet, so die Forscher im Fachjournal „Nature Immunology“.

Versuchstiere

(Bild: APA/dpa/Jens Büttner (Symbolbild))

Künftig für Behandlung von Infektionen?
Die Forscher haben die neu entdeckten Antikörper im Labor vervielfältigt und bei Mäusen getestet. Dort konnten sie eine ansonsten tödliche Blutvergiftung (Sepsis) durch Bakterien verhindern, so Rollenske. Die Antikörper könnten nach weiteren Tests vielleicht auch bei Menschen zur Behandlung von Infektionen eingesetzt werden und bei immungeschwächten Patienten prophylaktisch verabreicht werden, hoffen die Wissenschaftler.