Alarm im Kreißzimmer

Zu wenige ausgebildet: Hebammen suchen Nachwuchs!

Oberösterreich
09.05.2018 11:23

„Mehr Hebammen braucht das Land“ - unterstützt vom ÖGB schlagen die Hebammen des Kepler Uni-Klinikums Alarm. Ihnen fehlt der Nachwuchs, gleichzeitig werden sie schlechter bezahlt als ihre Kolleginnen anderswo.

Der Hebammenmangel aufgrund der verabsäumten Ausbildung von genügend Nachwuchs ist ein bundesweites Problem. In Oberösterreich wird dieser Mangel besonders in der Kepler-Uniklinik schlagend. Dort ist die Zahl der Geburten in den vergangenen zehn Jahren von 2748 auf 3957 angestiegen. Das ist der mit Abstand höchste Wert aller oö. Spitäler. Auch die Anzahl der ambulanten Patientinnen hat sich von 2012 bis 2016 von 1631 auf 3025 fast verdoppelt. Die Anzahl der Hebammen blieb hingegen gleich. 85 Frauen arbeiten in der ehemaligen Landesfrauenklinik. „Wir hatten in dieser Zeit Kündigungen und Pensionierungen“, so KUK-Betriebsratsvorsitzender Harald Freudenthaler.

Personalnot im Kepler Uniklinikum
Es wurden zwar sechs neue Hebammenstellen ausgeschrieben, doch keine kommt, weil es zu wenige neue Hebammen gibt. Als Tropfen auf den heißen Stein wurden zumindest drei Pflegeassistenten für Reinigungsarbeiten eingestellt.

Schlechtere Bezahlung
Ein weiterer Punkt, der den Hebammen sauer aufstößt: Ihre Kolleginnen in Niederösterreich und Salzburg werden besser entlohnt.

Mütter leiden
Die dauernde Unterbesetzung wirkt sich auch auf die „Kundschaft“ aus: Weil die Zeit für eine intensive Betreuung fehlt, steigt bei den werdenden Müttern zum Beispiel der Schmerzmittelverbrauch, so Hebamme Ulrike Spinka im  Interview.

„Krone“: Fehlt im Kreißzimmer wirklich so viel Personal?
Ulrike Spinka: Laut Richtlinien sollte der Betreuungsschlüssel auf einer Geburtenstation 1:28 sein, also eine Hebamme sich um 28 Frauen pro Jahr kümmern. Bei uns ist der Schlüssel 1:170 oder 1:180.

„Krone“: Welche Folgen hat der Personalmangel?
Spinka: Teilweise muss sich eine Hebamme gleichzeitig um drei Gebärende kümmern. Die Betreuung reduziert sich auf Kontrollen der Überwachungsapparate. Zuspruch, Bestärkung und Unterstützung bleiben auf der Strecke.

„Krone“: Das wirkt sich aus.
Spinka: Die Frauen fühlen sich allein gelassen, es steigt der Schmerzmittelverbrauch. Es sind mehr medizinische Interventionen nötig, für das System wird es teurer. 

Christoph Gantner/Kronen Zeitung

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele