Neues Studioalbum

Okkervil River: „Musik kann Dinge verändern“

Musik
13.05.2018 07:00

Mit „In The Rainbow Rain“ veröffentlichte die US-Indie-Band Okkervil River dieser Tage ein neues Studioalbum, das als Plädoyer für das Zuhören gesehen werden sollte. Frontmann Will Sheff arbeitet sich auf dem neuen Werk von schmerzhaften Passagen zu einer gewissen Leichtigkeit vor und bietet dem Hörer ein Wellental der Emotionen an - wie er im Interview genauer erläutert.

(Bild: kmm)

Okkervil River, die Band von Mastermind Will Sheff, hat mit „In The Rainbow Rain“ dieser Tage ein Album vorgelegt, das durchaus mit dem früheren Meilenstein „Black Sheep Boy“ mithalten kann. Nur klingt das neue Werk farbenfroher. Sheff appellierte im Gespräch mit der APA, Musik nicht nur oberflächlich zu genießen. „Menschen, die durch Musik für Gefühle anderer und die schönen Dinge des Lebens sensibilisiert sind, werden der Welt keinen großen Schaden anrichten“, gab sich der 41-Jährige überzeugt. Das Cover der jüngsten Arbeit von Okkervil River zeigt in einem Glashaus gedeihende Pflanzen in einer kaputten Umwelt. Steht das symbolisch für seine Songs? Kann Musik die Welt zu einem besseren Ort machen?

„Ich weiß nicht, ob Musik die Welt verändern kann“, antwortete der in Texas geborene und in New York lebende Sänger und Gitarrist. „Aber Musik ist meine Arbeit. Darum ist es mein Ziel, Musik zu machen, die zu Veränderungen beitragen kann. Musik sensibilisiert Leute, sie hilft dir dabei, dich mit Gefühlen zu verbinden, die du selbst vielleicht gar nicht artikulieren oder die du allein gar nicht abrufen kannst. Daher hat Musik das Potenzial, etwas zu ändern.“

Auf dem Weg zur Besserung
„In The Rainbow Rain“ entfaltet seine ganze Pracht, wenn man das Album als Gesamtes konzentriert anhört. Dieser Art des Musikgenusses wird immer weniger Zeit geschenkt, bedauert Sheff. „Wir leben in einer kulturell rückschrittlichen Gesellschaft. Streaming und andere Technologien zum Musikhören liegen im Trend der Oberflächlichkeit. Die Disziplin des Zuhörens, kommt den Leuten zunehmend abhanden.“ Für ein im Vorfeld als „lebensfroh“ angekündigtes Album beginnt „In The Rainbow Rain“ doch recht ungewöhnlich - mit einem Lied über Luftröhrenschnitt, Krankheit und Nahtod. „Na ja, das Album ist so zusammengestellt, dass es zunehmend leichter wird“, klärte Sheff auf. „Am Anfang geht es um Trauma und Schmerz, dann um Angst und Verrat. Mit Verlauf der Platte sind die Songs immer weniger belastend.“ Insgesamt sollten die Arrangements Freude und positive Atmosphäre reflektieren. „Daher gibt es diesmal mehr Zucker für die Gehörgänge“, sagte Sheff.

Das mit der positiven Stimmung ist eben Ansichtssache, weiß der Künstler, optisch derzeit an John Lennon erinnernd. „Meine Vorstellung von Zufriedenheit deckt sich nicht unbedingt mit der von vielen anderen Menschen. Wir können nicht so tun, als wäre die Welt fair und als gebe es keinen Tod und keine Krankheit. Für mich bedeutet Zufriedenheit nicht, so zu tun, als gebe es das alles nicht. Zufriedenheit bedeutet für mich, glücklich zu sein, obwohl es diese Dinge gibt. Ich versuche, dem Hörer Gründe zu geben, in dieser alles anderen als gerechten und immer schönen Welt glücklich zu sein.“ Nachdem der Vorgänger „Away“ beinahe ein Solo-Album geworden wäre, hat Sheff nun wieder eine Band. „Wenn etwas nicht mehr so läuft, wie man es sich vorstellt, muss man reinen Tisch schaffen“, erklärte der Amerikaner seinen Entschluss, neue Mitmusiker zu suchen. „Wenn ich ‘Rainbow Rain‘ höre, höre ich einen Haufen glücklicher Musiker.“

Intuitive Musik
Mit Freude wurde arrangiert, sehr breit instrumentiert und auch stilistisch weit ausgeholt. Sheff kann sich die Homogenität des Albums trotz der vielen unterschiedlichen Dinge, die sich da abspielen, gar nicht erklären. „Ich vergleiche das mit einem Vogel, der allerhand Zeug heranfliegt, um damit ein Nest zu bauen - einen Zweig, ein Gummiband, einen Flaschenstoppel. Ich glaube nicht, dass der Vogel das bewusst macht, sondern aus Intuition. So geht es mir, wenn ich ein Album produziere. Ich denke nicht darüber nach, wo die einzelnen Teile herkommen und was sie sind, es ergibt sich intuitiv ein Ganzes.“

APA/Wolfgang Hauptmann

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele