In Wien und Mauthausen

Spitzen der Republik gedachten der NS-Opfer

Österreich
06.05.2018 13:34

Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) haben Sonntagfrüh mit einer Kranzniederlegung am Mahnmal gegen Krieg und Faschismus in Wien den Opfern des Nationalsozialismus gedacht. Neben Mitgliedern der Regierung nahmen Zeitzeugen, Vertreter von Glaubensgemeinschaften, Bundesheer und Exekutive an der Feier teil.

Van der Bellen mahnte in seiner Ansprache am Wiener Helmut-Zilk-Platz, „weder Auschwitz noch Mauthausen ist vom Himmel gefallen“. Die Entwicklung habe bereits viele Jahre vor dem Krieg begonnen und sei Schritt für Schritt erfolgt. Man gedenke dieser Tage den „Dutzenden Millionen Toten“, so der Bundespräsident, man denke aber auch „an einen Freudentag, an das Ende des Krieges und die Befreiung vom Nationalsozialismus“.

„Achten wir darauf, dass Grund- und Freiheitsrechte nicht beschnitten werden“
Van der Bellen beendete seine Rede mit einem Appell: „Achten wir darauf, dass es so bleibt, dass Juden, Christen und Muslime sowie Menschen ohne religiöses Bekenntnis einander mit Respekt begegnen. Achten wir darauf, dass Grund- und Freiheitsrechte nicht beschnitten werden.“

Kurz erinnerte daran, dass Österreicher im Nationalsozialismus „Opfer, aber genauso auch Täter waren“. Aus einem Zeitzeugengespräch hätte er die „alte jüdische Weisheit“ mitgenommen, dass „das Geheimnis der Erlösung die Erinnerung ist“. Denn nur wer sich erinnert, könne die Fehler der Vergangenheit vermeiden und es künftig besser machen.

FPÖ-Politiker von Mauthausen Komitee ausgeladen
Auch Vizekanzler Strache mahnte zur „Übernahme von Verantwortung für die Vergangenheit und die Zukunft“. Ein zentrales Motiv seiner Rede war das Konzentrationslager Mauthausen. Von der Befreiungsfeier in der Gedenkstätte Mauthausen, welche ebenfalls am Sonntag stattfand, wurden FPÖ-Politiker zuletzt explizit vom Mauthausen Komitee ausgeladen.

Oskar Deutsch - Präsident der Israelischen Kultusgemeinde - fand bei der Feier anlässlich der Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers vor 73 Jahren klare Worte gegenüber der Freiheitlichen. Er bezeichnete Burschenschaften als Nachfolger der Vorgänger der Nazis und rief zum Protest auf.

„Sind Nachfolger der Vorgänger der Nazis“
„Der rassistische Ungeist lebt in vielen deutschnationalen Burschenschaften weiter. Seien wir genau: Sie sind keine Nazis, sie sind die Nachfolger der Vorgänger der Nazis. Und ihr politischer Arm ist die FPÖ“, sagte der IKG-Präsident. Neonazis seien auch keine Verbündeten im Kampf gegen Islamisten, stellte er klar. Die jüdischen Gemeinden in Europa würden bereits seit vielen Jahren vor dem muslimischen Antisemitismus warnen.

Es sei falsch, „Menschen, die die Befreiung Europas am 8. Mai als Niederlage betrauern und die Überlebende dieses KZ als ,kriminell‘ und ,Landplage‘ bezeichnen, eine Bühne für eine Maskerade zu bieten, nur weil sie nun nach Anerkennung streben“, ging er nochmals darauf ein, dass die Freiheitlichen bei der Veranstaltung unerwünscht waren.

Sobotka als erster Nationalratspräsident bei Befreiungsfeier
Mit Wolfgang Sobotka sprach erstmals ein Nationalratspräsident bei dieser Zeremonie. Sobotka - wie Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) mit Kippa - betonte die Verantwortung, die jüdischen Mitbürger so zu schützen, dass sie ohne Angst ihr Leben gestalten könnten. Es sei wichtig, präventiv zu wirken. „Es ist unsere Aufgabe, dieses Gedenken wach zu halten.“ Der Weg solle aber auch von Versöhnung und Frieden geprägt sein.

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