Museum der Moderne:

Kindertränen am Berg

Salzburg
03.05.2018 06:22

Museum der Moderne stellt anlässlich 30 Jahre Generali Foundation die Sammlung in Dialog mit dem Gedenkjahr 2018:

Dass das 30-jährige Jubiläum der Generali Foundation im Museum der Moderne mit einer großen Ausstellung zelebriert wird, ist klar. Schließlich hat sie Sabine Breitwieser mitbegründet und 2014 auch nach Salzburg gebracht. „Die Generali Foundation hat mit ihrer Fokussierung auf kritische und gesellschaftspolitische Kunst Pionierarbeit geleistet und von Anfang an ein Augenmerk auf Künstler gelegt, die ihrer Zeit voraus waren“, betont die Museumsdirektorin, die das Gründungsjahr 1988 u.a. mit Heimo Zobernig, der für die GF eine Reihe von Projekten umsetzte, beleuchtet. „1991 konfrontierte er die Besucher im ehemaligen Büro- und Ausstellungsraum mit Skulpturen in Form von Stehtischen, jeder in einer anderen Farbe, oder mit zwei ineinandergreifenden, schwarz lackierten Pressspannblatten, woraufhin die Belegschaft auf die “schwarzen Brettln„ mit einer grünen Variante reagierte“, plaudert Breitwieser aus dem Nähkästchen, die die Sammlung diesmal in Dialog mit dem Gedenkjahr 2018 stellt. Anhand von 60 Werken von 30 Künstlern sowie Texten und Zitaten, die die Historiker Albert Lichtblau und Markus Weiglein auswählten, werden die Ereignisse der Jahre 1918, 1938 und 1968 und deren Konsequenzen in Erinnerung gerufen.

Das Zitat von Gottfried Helnwein - „Es gab keine andere Möglichkeit als den Aufstand, die Anarchie, das Zurückschlagen“ - prangt in großen Lettern über Günter Brus „Wiener Spaziergang“ (1965). Gleich daneben führt 1968 Valie Export Peter Weibel an der Hundeleine durch die Kärntnerstraße. Der Mann als Hund am Gängelband der Frau als Zeichen des Widerstandes gegen die Unterdrückung.

Widerstand gegen gesellschaftliche Regeln und politische Systeme, Zusammenbruch und Aufbruch, und die damit verbundene Hoffnung, aber auch Angst thematisieren alle Arbeiten egal zu welchem Jahr. Bruno Gironcoli nimmt in seiner Arbeit „Hakenschuh“ (1973) gleich auf alle drei Bezug. Beim genaueren Hinsehen entdeckt man in einem Bild ein Hakenkreuz, und auf einem anderen einen durchgestrichenen Penis bzw. einen Mann, der auf einem Kampfflieger zu onanieren scheint.

Die B-52-Kampfflieger macht Martha Rosler zum Thema. Sie werfen „Schatten“ auf ein Beet mit Bubiköpfen (Soleirolia soleirolii), welche in Amerika als „Baby’s Tears“ (Kindertränen) bezeichnet werden. „In der gleichnamigen Arbeit symbolisiert sie damit die Vernichtung von Wäldern in Vietcong durch amerikanische B-52-Bomber bestückt mit Napalm, um sicher zu stellen, dass sich darin niemand mehr verstecken kann“, beschreibt Kuratorin Antonia Lotz. Außerdem holt Rosler in einer Fotomontage den Krieg direkt ins Wohnzimmer bzw. blickt er bei ihr durchs Küchenfenster. Heute wird er uns übers Smartphone frei Haus geliefert. Eine Schau, die sich mit der Vergangenheit auseinandersetzt, in Anbetracht der Tragödien u.a. in Syrien, aber leider sehr an Aktualität gewinnt.

Tina Laske
Tina Laske
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