Selbstverteidigung

Die Rückkehr des Großmeisters

Steiermark
01.05.2018 19:40

Er trägt den achten Dan und hat ein untrügliches Gespür für seine Schüler: Meister Seun Seuk Yu, der wegen der Familie nach 20 Jahren wieder nach Graz gezogen ist, unterrichtet die steirische Jugend in Selbstverteidigung - und noch viel mehr.

Kängurus. Daran denken Südkoreaner zuerst, wenn sie „Austria“ hören. Bei Seun Seuk Yu war es nicht anders, als ihn eines Tages im Jahre 1991 sein Meister anrief und sagte: „In Graz suchen sie einen Taekwando-Trainer.“

Yu, 1968 in einem Fischerdorf geboren, war damals schon mehrfacher Taekwando-Staatsmeister. Als Trainer beim Militär bereitete er seine Landsleute auf den Nahkampf um Leben und Tod vor.

Heute ist er Träger des achten Dan, des achten von neun schwarzen Gürteln. „Wenn dein Meister dich ruft, dann folgst du“, erinnert er sich an den entscheidenden Tag vor 27 Jahren. Wann er abreisen solle? „In zwei Wochen.“ Was er mitnehmen müsse? „Deine Zahnbürste.“

Es war ein echter Kulturschock für den Südkoreaner, schon allein beim Einkaufen: Das Duschgel, das wie wild schäumte, war in Wirklichkeit ein Abwaschmittel. Im Karton-Packerl, auf dem ein goldbraunes Schnitzerl prangte, fand er daheim nur Semmelbrösel. Und der steirische Rotwein schmeckte seltsam süß, bis ihm jemand erklärte, dass er Himbeersirup trank.

Im ersten Monat nahm Yu zehn Kilo ab. Aber er lernte schnell, sich in der Steiermark zurechtzufinden - und traf seine große Liebe Ruth, eine Grazerin, deren zwei kleine Söhne auch zu seinen wurden.

Das Paar zog nach Wiener Neustadt, wo Yu seine eigene Schule gründete. Unzählige Kinder und Jugendliche hat er seither in die hohe Kunst des Taekwando, Hapkido und Yoga eingeweiht - und ein untrügliches Gespür dafür entwickelt, was ein Mensch braucht: „Viele Kinder, die zu mir kommen, haben Probleme in der Schule oder im Freundeskreis. Deshalb bekommen sie bei mir nicht nur ein Training für die körperliche, sondern auch für die geistige Gesundheit“, so Meister Yu. „Der Kampf ist nur eine Seite, das Yang. Die andere, das Yin, besteht aus Meditation und Yoga. Balance ist in unserer Schule das Wichtigste.“

Natürlich ist der Aspekt der Selbstverteidigung wichtig. Aber gerade in einer Zeit, wo immer mehr Kinder an Handysucht und Aufmerksamkeitsstörungen leiden, sei die Konzentration und Körperbeherrschung, die sie beim Training erleben, wie Medizin.

Das können Yus Schüler bezeugen. Viele von ihnen sind auch 20 Jahre später, als längst erwachsene Männer, noch bei ihrem Meister - und mussten ihn jetzt ziehen lassen, zurück in seine erste österreichische Heimat Graz.

Der Grund: die Familie. Beide Söhne leben in der steirischen Hauptstadt, und seit drei Jahren ist das erste Enkerl da. Wie man hört, hat der kleine Theodor sein Schnuppertraining beim liebevollen Opa bereits absolviert. Wer weiß, vielleicht reift da schon der nächste Großmeister der Dynastie heran…

Alle Details zu den Kursen am Grazer Jakominiplatz 14 gibt‘s auf www.tigerdrache.at

Matthias Wagner
Matthias Wagner
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