Missbrauchsvorwürfe

Vatikan-Finanzchef George Pell muss vor Gericht

Ausland
01.05.2018 14:38

Der bisherige Finanzchef des Vatikan, Kurienkardinal George Pell, muss sich in seiner Heimat Australien wegen Missbrauchsvorwürfen in einem Prozess vor Gericht verantworten. Ein Gericht in Melbourne entschied am Dienstag nach monatelangen Vorprüfungen, dass gegen den 76-Jährigen ein Hauptverfahren eröffnet wird.

Der Kardinal ist damit weltweit der bisher ranghöchste katholische Geistliche, der wegen solcher Vorwürfe angeklagt wird. Pell selbst streitet alles ab. Als Finanzchef war der Vertraute von Papst Franziskus bis zum Vorjahr die inoffizielle Nummer drei des Kirchenstaats. Gegen ihn gibt es seit längerer Zeit Vorwürfe, sich als junger Pfarrer und später auch als Erzbischof in seiner Heimat an Buben vergangen zu haben. Er wies dies stets zurück, ließ sich aber als Finanzchef beurlauben. Mit der jetzigen Entscheidung ist äußerst unwahrscheinlich, dass Pell jemals auf seinen Posten zurückkehren kann.

Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs
Die australischen Behörden haben sich bisher noch nicht näher dazu geäußert, was genau dem Kardinal vorgeworfen wird. Offiziell heißt es nur, es gehe um länger zurückliegende Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs. Die Beschwerden reichen in Pells Zeit als Priester in seiner Heimatgemeinde Ballarat (1976-1980) und als Erzbischof von Melbourne (1996-2001) zurück. Bekannt war eine Beschwerde, wonach er 1978 im Kino von Ballarat einen Jungen belästigt haben soll, als sich die beiden angeblich den Steven-Spielberg-Klassiker „Unheimliche Begegnung der Dritten Art“ zusammen anschauten.

Männer zum Oralsex gezwungen
In einem Buch namens „Cardinal“ ist die Rede davon, dass Pell zwei Männer in der dortigen St.-Patrick‘s-Kathedrale zum Oralsex gezwungen haben soll. Auch die Beschwerde über einen Vorfall mit zwei Buben in einem Schwimmbad wird behandelt. Sein Anwalt Robert Richter tat all das als „Produkte der Fantasie, psychischer Probleme oder reine Erfindungen“ ab. Aus Sicht der Verteidigung soll Pell zum Sündenbock für die Verfehlungen von Australiens katholischer Kirche gemacht werden.

Es gab Zeiten, da wurde George Pell als der nächste Papst gehandelt. 2005, nach dem Tod von Johannes Paul II., und 2013, nach dem überraschenden Rücktritt von Benedikt XVI., galt der Kardinal aus Australien als aussichtsreicher Kandidat für das höchste Amt der katholischen Kirche auf Erden. Immerhin brachte es Pell im Vatikan zum Finanzchef, zur inoffiziellen Nummer drei des Kirchenstaats, zu einem der engsten Vertrauten von Papst Franziskus.

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