„Kein Mehrwert“

Bezahlen per Smartphone bald vor der Ablöse?

Elektronik
30.04.2018 09:08

Den Kaffee unterwegs, die Einkäufe im Supermarkt, das Essen im Restaurant: Rein technisch könnte man all das per Smartphone-App bezahlen. Doch mobiles Zahlen ist nach wie vor weit von einer flächendeckenden Verbreitung entfernt - und könnte dennoch schon bald von neuen Techniken abgelöst werden, bevor es sich überhaupt durchsetzt hat.

Das zumindest zeigt eine Studie der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Das Papier, für das gut 2000 Konsumenten in Deutschland befragt wurden, verdeutlicht, wie schwer sich Verbraucher mit mobilem Zahlen tun. So hätten erst sieben Prozent von ihnen bereits mit dem Smartphone bezahlt, etwa mit dem US-Dienst Paypal. Auch könnten sich nur 33 Prozent der Nicht-Nutzer vorstellen, künftig mobil zu zahlen.

Das Potenzial für eine Ausbreitung erscheint daher beschränkt. Selbst Junge hätten wenig Vertrauen und wollten Datenschutz, schreiben die Autoren. Gerade bei kleineren Beträgen sei Cash beliebt. Bei größeren Beträgen würden dagegen zunehmend bargeldlose Mittel genutzt, allen voran Girokarten.

Mobiles Zahlen per Smartphone-App hingegen wird Oliver Wyman zufolge bisher fast nur bei Käufen von Lebensmitteln, Filmen und Spielen sowie Nahverkehrstickets genutzt. Dort gehe es meist lediglich um kleine Summen. Mit einem Umsatzanteil von knapp über null Prozent 2017 spiele mobiles Zahlen keine Rolle.

„Keine Integration in den Alltag“
Anders als in China, wo Verbraucher mit Chat-Programmen auf dem Smartphone nebenbei auch zahlen können, gebe es hierzulande keine Integration in den Alltag, sagt Rene Fischer, Partner bei Oliver Wyman. Zudem existiere keine flächendeckende, händlerübergreifende Lösung.

Überdies biete kontaktloses Zahlen per Giro- oder Kreditkarte eine praktische Alternative. Dabei ist keine Pin oder Unterschrift nötig; es genügt, die Karte an ein Gerät an der Kasse zu halten. Das ist zwar eine Nische, doch laut der Studie haben 36 Prozent der Verbraucher die Möglichkeit, kontaktlos per Karte zu zahlen.

Kein Mehrwert für Konsumenten
Unterm Strich biete mobiles Zahlen aus Sicht von Konsumenten „keinen Mehrwert“ und werde „auch nicht als komfortabel angesehen“, folgern die Berater. Neue Bezahlwege etablierten sich aber erst, wenn sie viele Nutzer erreichten, einfach zu bedienen sein, einen Zusatznutzen bieten und genug Vertrauen genießen würden. Bislang sei kein Anbieter absehbar, der all das vereine.

Neue Techniken und Player drängen auf den Markt
Stattdessen drängen neue Techniken auf den Markt wie sekundenschnelle Zahlungen (Instant Payments), die Banken schrittweise einführen. Ein künftiger einheitlicher und sicherer Standard sei eine ernsthafte Konkurrenz - egal ob per Karte oder Smartphone.
Zudem können Tech-Konzerne wie Google oder Apple mit neuen Diensten den hiesigen Markt betreten.

Auch kassenlose Lösungen wie von Amazon könnten für mobiles Zahlen „bald das Aus bedeuten“, sagt Gökhan Öztürk, Partner bei Oliver Wyman. Der Online-Händler experimentiert mit Filialen, in denen sich Kunden beim Betreten per App anmelden und Kameras und Sensoren ihr Kaufverhalten erfassen. Sie können ihre Waren einfach in die Tasche legen und das Geschäft verlassen, das Geld wird von ihrem Amazon-Konto abgebucht.

Selbst Zahlungen per Fingerabdruck oder Iris-Scan seien denkbar, meint Öztürk. Schon die nächste Innovationswelle könne mobiles Zahlen im herkömmlichen Sinne überflüssig machen. „Es drängt sich die Frage auf, ob Mobile Payment künftig überhaupt noch gebraucht wird.“

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