Einstimmiges Urteil

Kopfschuss-Mord in Wien: 20 Jahre Haft für Täter

Österreich
24.04.2018 21:26

Im Prozess gegen Shkelzen D. - einen 28-Jährigen, der im April 2017 einen 26 Jahre alten Bekannten in Wien-Brigittenau auf offener Straße erschossen hat - ist am Dienstag am Landesgericht ein einstimmiger Schuldspruch im Sinne der Anklage gefällt worden. Der gebürtige Kosovare wurde wegen Mordes zu einer 20-jährigen Freiheitsstrafe verurteilt!

Was passierte wirklich im April 2017 in der Wiener Jägerstraße? War es eine Auseinandersetzung zweier Männer um eine Frau, die tödlich endete? Oder doch ein Mafia-Mord? Die Entscheidung lautete: Schuldspruch und 20 Jahre Haft.  Die Verteidiger Werner Tomanek und Philipp Wolm legten gegen diese Entscheidung Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung ein. Das Urteil ist damit nicht rechtskräftig.

Keine Emotionen beim Angeklagten
Der Mann blieb während der Urteilsverkündung ruhig und gefasst und zeigte auch im Anschluss keine Emotionen. Dies war durchaus bemerkenswert - in der vorangegangen ersten Verhandlung war er Ende November noch einstimmig vom Mord freigesprochen worden. Damals akzeptierten allerdings die drei Berufsrichter den Wahrspruch der Laienrichter nicht und setzten das Urteil wegen Irrtums der Geschworenen aus. Das machte eine zweite Verhandlung erforderlich. In dieser machte der Angeklagte durchgängig vom Schweigerecht Gebrauch und äußerte sich weder zu den gegen ihn gerichteten Vorwürfen noch zu sonst einem Punkt.

Geschworener ausgetauscht
Der Prozess endete nun so turbulent, wie er begonnen hat: Das Verteidiger-Duo Tomanek/Wolm entdeckte, dass ein Geschworener als Journalist über den Kopfschuss in der Jägerstraße berichtet hatte. Die Anwälte glauben an ein „Naheverhältnis zur Polizei“ - und damit an Befangenheit. Der Geschworene wurde entlassen, an seiner Stelle entschied ein Ersatzgeschworener.

Schlag mit Pistole auf Kopf?
Der Angeklagte hatte am Ostersonntag um 15.11 Uhr die Polizeiinspektion in der Pappenheimgasse betreten, wo er erklärte: „Ich habe die Scheiße da gerade gemacht auf der Jägerstraße. Ich wollte das nicht.“ Sechs Minuten davor wurde vor dem Café „Blanco“ der aus Bosnien stammende Igor Z. per Kopfschuss getötet. In weiterer Folge erzählte der Verdächtige einer Kriminalbeamtin, er habe sich mit dem 26-Jährigen zu einer Aussprache getroffen. Dabei sei er von seinem Kontrahenten - die beiden sollen an derselben Frau, mit der der Angeklagte seit drei Jahren eine außereheliche Affäre pflegte, Interesse gehabt haben - angegriffen worden. Um diesen abzuwehren, habe er ihm seine Pistole - eine geladene Tokarev - auf den Kopf schlagen wollen. Dabei habe sich unabsichtlich ein Schuss gelöst. Vor Gericht sagte Shkelzen D. (28) dazu nur: „Ich bin nicht schuldig.“ Mehr nicht.

Tatwaffe ist „Dreckschleuder“
Diese Darstellung kann nach Ansicht des zuständigen Gerichtsmediziners und eines beigezogenen Ballistikers nicht dem realen Geschehen entsprochen haben. Ihnen zufolge wurde Igor Z. vielmehr im Liegen erschossen. Während die Staatsanwaltschaft stets überzeugt war, den Schützen zur Anklage gebracht zu haben, verwiesen die Verteidiger darauf, dass sich an den Händen und an der Jacke des unmittelbar danach Festgenommenen kaum Bleipartikel fanden, obwohl die Tatwaffe eine „Dreckschleuder“ war, wie eine Kriminaltechnikerin vom Bundeskriminalamt feststellte.

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