Professor Luigi del Re

„Ich würde weltweit alte Autos verbieten“

Oberösterreich
20.04.2018 12:01

Die Branche der Autohersteller kämpft mit Abgas-Skandalen. Sie machen Diesel-Autos immer unbeliebter. Der Linzer Professor Luigi del Re misst in Labors den Ausstoß. Er meint: „Nur neue Motoren sind wirklich sauber!“

Der „Diesel-Skandal“ dreht sich um die Manipulation der Autoabgas-Werte von den Herstellern. Auch an der Linzer Johannes-Kepler-Universität wird der Ausstoß aus dem Auspuff unter die Lupe genommen. Professor Luigi del Re leitet das Institute for Design and Control of Mechatronical Systems. Im „Krone“-Interview rückt er die Diskussion über Automotoren zurecht.

„Krone“: Wie werden eigentlich Autoabgase gemessen?
Luigi del Re: Man muss einen Modellfall annehmen. Man fährt etwa immer die gleiche Strecke in der gleichen Geschwindigkeit. So kann ich den Ausstoß von verschiedenen Autos vergleichen.

„Krone“: Das ist Theorie. Wie ist es dann in der Praxis?
Luigi del Re: Wenn ich in der Praxis nervöser fahre, habe ich mehr Ausstoß. Fahre ich bergauf, habe ich auch mehr. Gelände und Fahrverhalten beeinflussen die Abgasmenge. Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist kein Betrug, sondern Physik. Das darf man in der Diskussion nicht vermischen. Aber es gibt im Moment Firmen, denen man nachgewiesen hat, dass sie auch diese theoretischen Referenzmessungen sabotiert haben. Es blieb nicht mehr bei den normalen Abweichungen. Das ist dann Betrug.

„Krone“: Warum wird der Dieselmotor so kritisiert?
Luigi del Re: Dieselmotoren wurden ursprünglich für Lkw oder Schiffe entwickelt. Man brauchte einen Antrieb für schwere, leistungsfähige Maschinen in der Industrie. Der Punkt „Emission“ war nicht wichtig. Vor 30 Jahren gab es auch noch kaum Dieselmotoren für Pkw. Heute kann man allgemein sagen: Alle neuen Motoren sind gleich sauber.

„Krone“:  Ist der Benzinmotor denn tatsächlich sauberer?
Luigi del Re:  Ältere Dieselmotoren sind schlechter als Otto-Motoren, was die Emissionen betrifft. Aber Tatsache ist: Ein Dieselmotor stößt weniger CO2 aus als ein neuer Benziner. Er trägt daher eigentlich weniger zur Klimaerwärmung bei. Bei neuen Autos Diesel gegen Benziner auszuspielen, ist daher nicht seriös. Man kann nicht von „sauberen“ oder „schmutzigen“ Motoren sprechen.

„Krone“:  Wenn Sie die Macht hätten, weltweit die Luftverschmutzung zu verbessern, was wäre Ihre erste Tat?
Luigi del Re:  Ich würde weltweit alte Autos verbieten! Ein alter Motor produziert x-fach mehr Abgase als ein neuer. Schifffahrt, Verkehr und Industrie - alle müssten dazu etwas beitragen.

„Krone“:  Die Schifffahrt?
Luigi del Re:  Die großen Schiffe sind oft moderne Müllverbrennungsanlagen auf hoher See. Sie verbrennen allerlei Reste der Raffinerie, mit teils sehr hohem Schwefelgehalt - erlaubt sind derzeit 3,5 Prozent! Und es gibt niemanden, der die Abgaswerte auf hoher See misst.

„Krone“:  Wenn die Schiffe zur Küste kommen?
Luigi del Re:  Viele schalten auf sauberen Erdgasantrieb um, sobald sie Küstengewässer erreichen. Denn dort wird gemessen! Jetzt gibt es die Anstrengung, dass man auch für die Hohe See Abgasgrenzwerte einführt. Die Frage ist nur, wer kontrolliert das dann?

„Krone“:  Was ist Ihre Hauptaufgabe als Professor hier am Institut, das mechatronische Systeme erforscht?
Luigi del Re:  Ich betreue Studenten, vor allem Doktoranden. Ich mag es, wenn man die Leute wachsen sieht. Und ich forsche. Ich möchte Dinge verstehen, die ich noch nicht kenne. Das ist mein stärkster Antrieb.

„Krone“:  Sie sind ein Fan vom südamerikanischen Land Peru
Luigi del Re:  Ich ging als 23-Jähriger im Rahmen einer Entwicklungshilfe nach Peru. Das Land, die Mischung aus spanischer und Indio-Kultur, spricht mich unheimlich an. Ich fahre immer gerne hin.

„Krone“:  Sie sind auch Kunstfan?
Luigi del Re:  Nicht so, wie ich es möchte, weil mir oft die Zeit fehlt. Aber ich male gerne mit Ölfarben auf Leinwand. Ich mache Landschaftsbilder, male Bäume oder Menschen. Immer ein bisschen abstrakt. Aber es ist kein Beruf, sondern ein Hobby.

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