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Kawasaki Z900RS: Ein Bike wie früher, nur besser

Motor
07.05.2018 16:00

Zephyr hat sie geheißen, die Kawasaki, auf der ich meinen Motorrad-Führerschein gemacht habe, Anfang der Neunziger. Freiheit. Spaß. Lebensgefühl. An sie muss ich denken, als ich auf die Kawasaki Z900RS zugehe, den Schlüssel in der Hand. Sie sieht aus wie das Bild in meinem Kopf, das entsteht, wenn ich „Motorrad“ denke. Vielleicht schließe ich sie deshalb sofort ins Herz, wo sie auch bleibt, als ich aufsitze, den Vierzylinder starte und über die Landstraße schwinge.

(Bild: kmm)

Wie entspannend es doch ist, auf einem brandneuen, technisch hochmodernen Bike unterwegs zu sein, das nicht wie ein Insekt aussieht und mit aggressiver Optik eine Kampfansage in jeden Rückspiegel schickt! Die Reaktionen auf der Straße sind eher von Wohlwollen geprägt als von Ablehnung.

Das tatsächliche Vorbild der Kawa ist nicht die Zephyr, sondern die Z1 aus dem Jahr 1971. Dieses Gedächtnis hält die Urenkelin hoch mit feinen Details wie dem liebevoll gestalteten Heckbürzel (der den gleichen Schwung hat wie das Vorbild), den Zifferblättern in den klassischen Rundinstrumenten samt dem Winkel, in dem ihre Zeiger ruhen, oder auch den eingeschliffenen Kühlrippen am wassergekühlten Motor.

Doch Klassik ist nicht alles, sonst könnte man sich ja auch eine tatsächlich alte Maschine zulegen, mit nach heutigen Verhältnissen unterdimensionierten Bremsen, ohne ABS, usw. Einen unsicheren Oldtimer halt.

Die Kawasaki Z900RS ist technisch nicht nur besser bestückt als ihre Ahnen - sondern sogar als die Basis-Z900. So ist die USD-Gabel im Gegensatz zur Z900 voll einstellbar (also zusätzlich zu Federbasis und Zugstufe auch in der Druckstufe), am Vorderrad sind 4-Kolben-Monoblock-Sättel radial an den beiden 30-Zentimeter-Scheiben montiert und es gibt eine abschaltbare, zweistufige Traktionskontrolle.

Der 948 ccm große Vierzylinder wurde nicht nur optisch überarbeitet, sondern grundsätzlich. Er erreicht mit 98,5 Nm dasselbe maximale Drehmoment wie die Z900, allerdings schon bei 6500/min., also 1200 Umdrehungen früher. Dass dafür die Maximalleistung von 125 auf 111 PS gekappt wurde, lässt sich erfahren, fällt aber nicht ins Gewicht. Es ist ein Genuss, unter dem sonoren Sound des 4-in-1-Edelstahl-Auspuffs gleichzeitig auf der Retro-wie auch auf der Drehmomentwelle zu surfen. Der Eindruck mächtiger Power von unten heraus wird durch einen kürzer übersetzten ersten Gang zusätzlich verstärkt. Der sechste ist dafür Cruiser-mäßig verlängert.

Die Hochglanz-Auspuffanlage ist übrigens ein weiteres liebevolles Detail: Der Krümmer ist doppelwandig ausgeführt, dadurch wird er sich nicht verfärben. Die Beleuchtung übernehmen serienmäßig vorne wie hinten LEDs (auch an den Blinkern), die so angeordnet sind, dass der Eindruck klassischer Leuchten entsteht.

In den höchst klassischen Tank passen 17 Liter, was bei einem Testverbrauch von 5,6 l/100 km eine Reichweite von 300 Kilometer ergibt.

Unterm Strich
215 kg bringt die Z900RS vollgetankt auf die Waage, fünf Kilogramm mehr als die „normale“ Schwester. Beim Preis ist der Unterschied größer: 14.899 Euro kostet die hier gezeigte Testmaschine, die braune Lackierung ist die teuerste der drei möglichen (mattgrün 14.699, schwarz 14.499 Euro). Die Z900 steht mit schlanken 10.999 Euro in der Liste. Doch die bessere Ausstattung und die ebenso hochwertige wie detailverliebte Verarbeitung sind den Aufpreis wert. Eine originale Z1 kostet noch mal ein Eck mehr…

Warum?
Klassisches Design sehr gekonnt ins Heute geholt
Gute Ausstattung
Wunderbare Details

Warum nicht?
Wer eine Z900 mit besserer Technik haben will, müsste die Retro-Optik dazu nehmen, auch wenn er sie vielleicht nicht mag

Oder vielleicht …
… BMW R nineT, Triumph Bonneville, Kawasaki Z900RS Café (mit Verkleidung und tieferem Lenker)

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(Bild: kmm)



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