Rausch statt SUV

Mercedes-AMG GLA 45: Lieber nicht sehen lassen

Motor
20.05.2018 12:55

Die Mercedes-A-Klasse aufgebockt (um vier Zentimeter) und dann wieder tiefergelegt (um drei), mit einem 381-PS-Turbo-Vierzylinder zum Spielzeug gemacht und auf Endorphinjagd bei junggebliebenen oder berufsjugendlichen Autofahrern geschickt: Das ist im Wesentlichen der Mercedes-AMG GLA 45. Warum nicht gleich den A 45 nehmen? Weil der GLA dann doch ein Stück mehr Auto ist, mit dem man sich auch noch besser sehen lassen kann.

(Bild: kmm)

Wobei: Wenn man sich dem Sog der Motorleistung und des böse spratzelnden Auspuffs hingibt, ist man froh, dabei eben nicht gesehen zu werden, zumindest nicht von Uniformierten oder am Straßenrand aufgestellten Partybremserfotoapparaten. Auch den Nachbarn zeigt man sich besser nicht, wenn sie morgens im Bett hochschrecken, wenn der GLA 45 unter Zuhilfenahme seiner neuen 360-Grad-Kamera ausparkt (AMG Performance Abgasanlage knapp 1000 Euro). Lieber schnell weg, bevor sie es aus dem Bett ans Fenster schaffen.

Diese Monster in der Gestalt eines eher zierlichen Kompakt-SUVs genießt man besser allein. Auch ohne Beifahrer(in), der/die unwillkürlich mitbremst. Schließlich haben wir hier ein herzhaft-ernsthaftes Sportgerät, das man nicht durch die Landschaft tragen will.

Das liegt aber nicht nur an der Unbeherrschtheit des Fahrers, auch nicht (nur) an seiner sittlichen Reife, sondern weil der GLA 45 nervt, wenn man versucht, ihn entspannt und gleichmäßig zu bewegen. Schuld daran ist die Siebengang-Doppelkupplungsautomatik, die ständig hin und her schaltet. Braucht man dann mal ein schnelles Runterschalten, ist sie zu träge und man greift lieber zum Schaltpaddle, wenn man dran denkt. Im Sportmodus ist es etwas besser, weil das „Speedshift-DCT“ zwar immer noch hin und herschaltet, aber eben einen Gang niedriger, d.h. der Fall, dass man mal schnell runterschalten will, ist seltener.

Top ist, dass das Getriebe im Comfort-Modus segeln kann, also auskuppelt, um im Leerlauf dahinzurollen. Top für sportliche Fahrer: Die Gänge drei bis sieben sind jetzt kürzer übersetzt. Nicht sehr gelungen (noch immer nicht) ist, dass oft ein Ruck durchs Getriebe geht, wenn man anhält. Und beim Wiederanfahren kommt erst zu wenig Power, dann plötzlich zu viel. Fragt sich, ob das an der Schaltbox oder am Ansprechverhalten des Twinscroll-Turboladers liegt.

Das ändert alles nichts daran, dass der GLA 45 ein herrliches Gerät ist. Allradantrieb, 381 PS, 475 Nm schon ab 2250/min., mit AMG Driver‘s Package 270 km/h Spitze, Standardsprint in 4,4 Sekunden. Dazu der Sound, das fette (aufpreispflichtige) Mikrofaserlenkrad mit den roten Nähten, die auch sonst überall im Innenraum zu finden sind, und das Automatikwählhebelchen, wo man immer den Finger durchstecken will.

Während die Mercedes-A-Klasse gerade komplett neu auf den Markt kommt, ist der aktuellste GLA eine Facelift-Version. Optisch halten sich die Neuerungen in Grenzen, es gibt LEDs hinten, optional auch vorne (ersetzen die Bi-Xenon-Option). Innen ebenso minimale Änderungen, es bleibt beim freistehenden Display ohne Touchfunktion, wodurch die Integration von Smartphones via Apple CarPlay oder Android Auto ein bisschen holprig ist.

Unterm Strich
Der Mercedes-AMG ist eine Spaßkanone für Freaks mit großer Brieftasche, die für ein kleines, starkes Auto an die 80.000 Euro auszugeben bereit sind (Basispreis 67.960 Euro). Die Frage A oder GLA stellt sich einstweilen nicht - den A 45 gibt es derzeit nicht.

Warum?
Weil er einfach Spaß macht
381 PS aus zwei Liter Hubraum macht ihm keiner nach

Warum nicht?
Nervöse Automatik
Nur vier Zylinder

Oder vielleicht …
… Audi RS3: 400 PS, fünf Zylinder, vergleichbare Bodenfreiheit

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(Bild: kmm)



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