Gothic-Metal-Legende

Paradise Lost: Neues Album zeigt alte Tugenden

Musik
01.11.2009 15:40
Recht beeindruckend, was Paradise Lost hier auf ihre alten Tage noch fabrizieren. Das neue Album "Faith Divides Us – Death Unites Us" schließt jedenfalls endgültig den Bogen zwischen ihren Erfolgsalben der frühen 90er-Jahre und ihren – nennen wir es – experimentelleren Ausflügen am Ende des vergangenen Jahrzehnts und zu Beginn des neuen Jahrtausends.
(Bild: kmm)

Vielmehr noch: Die neue Platte klingt fast so, als hätte es Alben wie "One Second" oder "Host" in der Bandhistorie nie gegeben. "Faith Divides Us – Death Unites Us" ist eine reinrassige Metalplatte mit düsterer, wirklich düsterer Musik. Am meisten fällt das dem Hörer sicherlich am Gesang Nick Holmes' auf, der über weite Strecken des Albums wieder in die raueren Bereiche seiner Stimmbänder vordringt. Die alles beherrschende Lead-Gitarre Greg Macintoshs hatte ja bereits auf den letzten beiden Alben wieder ihre herausragende Stellung eingenommen - das tut sie auch auf dem neuesten Output der Briten.

Einzig an manchen Refrains sowie ruhigeren Zwischenparts, die mit Keyboards unterlegt sind, merkt der Hörer, dass wir doch nicht das Jahr 1996 schreiben. Ansonsten würde sich die Scheibe relativ nahtlos hinter "Draconian Times" aus dem Jahr 1995 einreihen. Das, obwohl einige der Songs sich sogar an den Frühwerken der Band orientieren. So finden sich in puncto Gitarrenarbeit sogar Death-Metal-Anklänge (z. B. in "Living With Scars"). Und überhaupt erinnert das Songwriting immer wieder an "Shades of God" und "Icon". Nachzuhören in "Universal Dream" oder "The Rise of Denial".

Was die offensichtlich nach wie vor traurigen Herren auf diesem Album bieten, ist sicher keine große Weiterentwicklung. Vielmehr schaffen sie es, ihre unterschiedlichen Stilmittel der vergangenen 20 Jahre unter einen Hut zu bringen - und das gekonnt und ohne Verleugnung der Bandhistorie.

Schon der Opener "As Horizons End" macht dabei klar, was Paradise Lost im Jahr 2009 ausmacht: Über einer druckvollen Rhythmus-Gitarre gibt die Lead-Klampfe die Melodie vor, während Holmes' Stimme mächtig darüber thront und dem Song eine zutiefst bedrückende Stimmung verleiht. Ein ruhiger Zwischenteil rundet das Lied ab.

Fast etwas aus der Art schlägt hingegen der Titeltrack: Über Streicher-Klängen breiten sich melancholische Gitarrensounds aus, um in einem mitreißenden Refrain zu gipfeln – vielleicht der Track des Albums, der am ehesten an die "mittlere Phase" Paradise Losts erinnert.

Paradise Lost haben mit "Faith Divides Us- Death Unites Us" ein modernes Gothic-Metal-Werk abgeliefert, das sowohl durch Härte als auch Eingängigkeit besticht, auch wenn es an Klassiker wie "Icon" oder "Draconian Times" doch nicht ganz heranreicht. Vor allem alte Fans der Band werden sich trotzdem über diese Platte freuen, aber auch Nachwuchsrocker können getrost ein Probehören riskieren –vielleicht schon am 6. Dezember in der Wiener Arena. Dann nämlich stellen Greg Macintosh und Co. ihre neue Platte live in Österreich vor.

8 von 10 verlorenen Paradiesen

von Stefan Taferner

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