Oper Graz, Premiere:

„Il viaggio a Reims“

Steiermark
08.04.2018 23:00

Das Wagnis hat sich gelohnt: Die Grazer Erstaufführung von Rossinis „Il viaggio a Reims“, einer komischen Oper mit wenig Handlung, dafür vielen Solisten, wurde bei der Premiere bejubelt. Ein schöner Erfolg für Chefdirigentin Oksana Lyniv, die Orchester und das hervorragende Ensemble zu großen Leistungen anspornte.

Es ist eine Reise ins Nirgendwo: Der Nachschub an Pferden ist versiegt und so strandet eine illustre Schar aus Adeligen und Künstlern aus ganz Europa auf dem Weg zur Kaiserkrönung von Karl X. nach Reims im Kurhotel zur Goldenen Lilie. Dort ergeben sich erotische Verwirrungen, modische Tragödien, zwielichtige Geschäfte mit Antiquitäten und sogar anarchistische Triebe - aber das führt noch lange nicht zu einer stringenten Handlung. Vielmehr reiht sich Arie an Arie, was jedem der 16 Sänger die Gelegenheit gibt, die virtuosen musikalischen Schnörkel genussvoll auszukosten.

Geschrieben hat Rossini die Oper 1825 in Paris - tatsächlich zur Krönung von Karl X., nach der Uraufführung hat er das Werk aber bald zurückgezogen. Erst 1984 ermöglichte eine rekonstruierte Fassung in Pesaro die Wiederentdeckung. Bis heute gilt das Dramma giocoso ob der vielen Solistenrollen als schwierig zu realisieren.

Hohes musikalisches Niveau
Das hat Intendantin Nora Schmid und Chefdirigentin Oksana Lyniv jedoch nicht abgeschreckt. Und der Erfolg gibt ihnen recht. Großteils mit Kräften aus dem Haus und einigen Gästen gelingt eine Produktion auf sehr hohem musikalischen Niveau. Mit Temperament und viel Gespür für die ironischen Zwischentöne der Partitur führt Lyniv das Orchester durch die virtuosen Nummern. Und sie trägt die Sänger gleichsam auf Händen. Einzelne Musiker zudem ins Bühnengeschehen einzubauen, ist eine hübsche Idee: etwa bei der Badeszene mit Corinna - der großartigen Tetiana Miyus - und Harfenistin Christine Heger. Neben Miyus’ glasklarem, lyrischem Sopran beeindrucken der junge Bariton Peter Kellner als ihr Bewunderer Lord Sidney und Pavel Petrov als Schürzen jagender Belgier mit Tenorschmelz. Auch Anna Brull, Elena Galitskaya, Sonja Šarić, Dariusz Perczak und Wilfried Zelinka begeistern nicht nur als ausgezeichnete Sänger, sondern auch darstellerisch. Und wenn 14 Solisten gemeinsam eine Arie ins Publikum schmettern, dann entwickelt das schon eine mitreißende Wucht.

Regisseur Bernd Mottl inszeniert dieses Zusammentreffen zwar als exaltierten „Käfig voller Narren“, streut aber auch immer wieder politische Anspielungen ein. So skizziert er trotz aller kurzweiligen Spaßettln das Bild von einem Europa am Abgrund. Nur mit Glück entgeht dieses Zusammenspiel der Völker am Schluss einem Attentat. Die Bühne. die Friedrich Eggert dazu geschaffen hat, ist prachtvoll und liefert eine Vielzahl von Möglichkeiten, Alfred Mayerhofers Kostüme sind ein knalliger Augenschmaus.

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