Brachial-Geschoss

Mercedes-AMG E 63S: Eigentlich ein Hammer, aber…

Motor
08.04.2018 14:27

Oh ihr Affalterbacher! Beim heiligen Daimler: Warum macht ihr das? Da baut ihr eine Sportlimousine zum Niederknien, den Mercedes-AMG E 63S, mit klassenstärksten 612 PS, der besser klingt als ein BMW M5 - und dann das! Zylinderabschaltung! Von wegen man merkt nichts davon: Das vibriert erbärmlich, wenn nur vier Töpfe kochen, und ruckt, wenn der Rest wieder dazukommt. Unwürdig für einen Vierliter-Biturbo-V8 in einem 185.000 Euro teuren Auto. Klar, wenn man von Comfort auf Sport umschaltet, laufen immer alle acht, aber wer will schon immer spielen?

(Bild: kmm)

Dabei kann man euch gar nicht böse sein, denn ihr wolltet einfach alles richtig und es jedem recht machen. Brachialböse Leistung auf der einen, unter neun Liter Normverbrauch auf der anderen Seite (und damit „nur“ 23 Prozent NoVA) gewünscht? Voilà, Zylinderabschaltung. Mannomann, in Echt sind es über 14 Liter auf 100 km, und - ich schwöre - ich war auf keiner Rennstrecke. Trotzdem bin ich natürlich auch mal aufs Gas gestiegen.

Dann pfeifen knapp 1,9 Tonnen (DIN-Gewicht) Auto in 3,4 Sekunden von 0 auf 100 und weiter bis auf 250 km/h. Wer ein paar Tausend Euro in das AMG Drivers Package investiert, kriegt 50 km/h Zuschlag. Wobei: Pfeifen tut da nichts, der Allradantrieb sorgt mit den Pirellis in den verbreiterten Kotflügeln (1,7 Zentimeter verbreiterte Spur) für vollen Vortrieb ohne Verluste.

Allrad? Nicht nur. Heckantrieb gibt‘s auch!
Zuschaltbarer Allradantrieb war früher mal was für knorrige Offroader, dann kam permanenter Allrad bzw. wurden die Systeme immer variabler. Den ganz heißen Scheiß gibt es hier im AMG E 63: abschaltbarer Allradantrieb, genannt Driftmodus! Das geht aber nicht einfach so, man muss sehr genau wissen, wie (ja, manchmal zahlt es sich aus, die Betriebsanleitung zu lesen):

  1. Race-Modus aktivieren
  2. ESP komplett abschalten, nicht nur in den Sportmodus
  3. beide Paddels länger ziehen
  4. mit Shift up bestätigen

Und los geht‘s! Aber bitte mit Vorsicht, denn wenn 612 PS und brutale 850 Nm (ab 2500/min.) über die Hinterräder herfallen, kriegt man teilweise kaum mit, dass längst alles durchdreht. Zumindest mit kalten Winterreifen auf kaltem, trockenem Asphalt. Nicht quietscht, trotzdem kommt man kaum vom Fleck, wenn die Ampel auf Grün schaltet. Die Frage, ob man die Reifen im Sommer aufbraucht, stellt sich da nicht lange (Spaß, sie stellt sich gar nicht).

Die Neungangautomatik tut, wie ihr geheißen, nämlich sanft und schnell oder superschnell schalten. Der wahre Meister nutzt die Paddles. Sonst kann er sein Schicksal auch dem teilautonomen Fahrassistenten übergeben.

Stärker als der Topsportler im Stall
Natürlich sieht man dem Benz an, dass er etwas Besonderes ist. Fette Auspuffblenden, zwei links, zwei rechts, dazwischen ein Diffusor, oben drauf eine Carbon-Lippe, außerdem reißt er vorn mächtig das Maul auf. Was unbedarfte Passanten nicht mitbekommen: Diese Business-Limousine, die in dem Weinrot des Testwagens beinahe spießig wirkt, ist stärker als der Mercedes-AMG GT-R, der sich sogar als Formel-1-Safety-Car mit 585 PS begnügen muss und beim Standardsprint zwei Zehntel auf den E 63S verliert. Erst wenn es kurvig wird, kehren sich die Verhältnisse um: Die gut 300 kg Mehrgewicht merkt man der starken E-Klasse natürlich an. Auch wenn Lenkung und Fahrwerk vom Feinsten sind, hinkt der Vergleich.

Voller Luxus an Bord
Die andere Seite ist schließlich auch nicht zu verachten: Auch die AMG-E-Klasse ist eine E-Klasse und damit ganz schön luxuriös. Hier sind sogar die Armlehnen in den Seitentüren und der Deckel des Ablagefaches zwischen den Vordersitzen beheizt. Festfrieren könnte man im Winter hingegen an dem „Handschmeichler“ über dem Einstellrad des Navitainments, der auch das Touchpad und ein paar Tasten beherbergt. Über das System an sich haben wir schon genug geschrieben. Es ist gut, dass Daimlers neuere Baureihen ein anderes bekommen.

Unterm Strich
Wenn der Zorn über die Zylinderabschaltung verraucht ist, kann man sagen, der Mercedes-AMG E 63S ist ein Hammer. Richtig geil. Und ein Mercedes. Und damit luxuriös. Echt. Wow. Und dann rollt man über die Tangente und es geht wieder los…

Warum?
Allrad- UND Hinterradantrieb - yes!
Mächtiger Motor
Arger Luxus

Warum nicht?
Zylinderabschaltung! Zylinderabschaltung!!!

Oder vielleicht …
… BMW M5 - nur der hat auch einen abschaltbaren Allradantrieb

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(Bild: kmm)



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