Angst vor Drogenhandel

Laufhaus neben Kindergarten: Grätzel läuft Sturm

Österreich
07.04.2018 07:26

Seit Herbst wird in Wien-Landstraße ein ehemaliges Bürogebäude zum Laufhaus umfunktioniert. Anrainer und besorgte Eltern laufen Sturm, weil sich im selben Haus ein Kindergarten befindet. Die Betreiber prüfen nun rechtliche Schritte und starteten eine Petition. Viel Zeit bleibt ihnen aber nicht mehr - denn spätestens Anfang Mai soll das Etablissement eröffnet werden.

Mit insgesamt 33 Zimmern ist das „Laufhaus Wien Mitte“ eines der größten in der Gegend. Wenige Meter dahinter, im selben Gebäudekomplex, ist der „Kindergarten Hintere Zollamtsstraße“ untergebracht. Bezirksvorsteher Erich Hohenberger erklärt, wieso der Bezirk in dieser Sache keinen Einfluss hat: „Selbstverständlich verstehe ich die Sorgen der Eltern, persönlich hält sich meine Freude auch in absoluten Grenzen. Für das Bewilligungsverfahren ist ausschließlich die Polizei zuständig und nicht der Wiener Magistrat.“ Er könne nur moralische Einwände anbringen, aber „ob die Besitzer moralisch auf uns hören, ist mehr als fraglich“.

Elisabeth Stürmer ist Präsidentin des Elternvereins einer nahe gelegenen Schule. Sie befürchtet, dass das Laufhaus in ihrem Grätzel eine Welle an Begleitkriminalität auslösen könnte: „Drogenhandel ist sehr wohl ein Thema. Bei der Prostitution ist das nicht auszuschließen, das könnte zu Folgeerscheinungen führen, die hier nicht erwünscht sind.“ Der Geschäftsführer des Laufhauses, Peter Ulreich, beschwichtigt, obwohl sich auch die jeweiligen Öffnungszeiten überschneiden: „Es sind eigentlich zwei Ecken, unser Eingang ist ums Eck, da wird keiner irgendwas mitbekommen. Es wird alles schlimmer gemacht als es ist.“

Ersten Informationen zufolge sollten mehr als 100 Frauen in dem Laufhaus arbeiten. Laut Betreiber seien es aber nur 33 pro Woche. „Alle Mädels sind hier selbstständig, zahlen ihre Miete, wie wenn sie ins Hotel gehen, und alles, was sie darüber hinaus verdienen, gehört ihnen.“ 630 Euro Miete müssen die Frauen für ein Zimmer pro Woche bezahlen: „Für so einen Standard zahl ich das sofort, das sind 90 Euro am Tag“, so Ulreich. krone.at machte einen Rundgang durch das Haus und die Zimmer. Die Fenster werden noch alle foliert, die Fassade wurde teils von Graffitis befreit und bald sollen auch Bäume den Eingang schmücken.

Die Betreiber des Kindergartens, „Kinder in Wien“ (KIWI), prüfen bereits, ob rechtliche Schritte gegen das Laufhaus möglich sind, und starteten eine Petition, die die Eltern der Kinder im Standort Hintere Zollamtsstraße unterschreiben können. Ein Interview wollte der Betreiber krone.at nicht geben, dafür aber eine schriftliche Stellungnahme: „Als Betreiber des Kindergartens der Hinteren Zollamtsstraße sprechen wir uns gegen die geplante Eröffnung des Laufhauses in unmittelbarer Nähe zu unserem Kindergarten aus. Derzeit haben wir mit den zuständigen Magistratsabteilungen, mit dem Bezirk, mit dem Eigentümer des Hauses, in dem unser Kindergarten untergebracht ist, sowie mit Rechtsanwälten Kontakt und prüfen unsere rechtlichen Möglichkeiten. ,Kinder in Wien startet zudem eine Petition gegen die Eröffnung des geplanten Laufhauses und hofft auf viele Unterstützerinnen und Unterstützer. Darüber hinaus werden wir uns auch anderen lokalen Elternvereinigungen zur Verhinderung des Laufhauses anschließen.“

Geplanter Eröffnungstermin des Laufhauses ist und bleibt Ende April oder Anfang Mai. Klagen liege derzeit noch nicht vor.

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