Vergifteter Ex-Spion

Russland wirft Briten „Goebbels-Methoden“ vor

Ausland
06.04.2018 06:24

Während sich der ehemalige Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia nach ihrer Vergiftung in der südenglischen Stadt Salisbury nun offenbar langsam erholen, findet der Schlagabtausch zwischen Russland und Großbritannien kein Ende. Am Donnerstag gerieten der russische UN-Botschafter und seine britische Amtskollegin in einer Sicherheitsratssitzung der Vereinten Nationen aneinander. „Wir haben unseren britischen Kollegen gesagt, dass sie mit dem Feuer spielen und das noch bereuen werden“, drohte Wassili Nebensja. Die britische Botschafterin Karen Pierce wiederum betonte, ihr Lande lasse sich „nicht in Sachen Moral oder hinsichtlich unserer Verantwortung belehren“.

„Hätten Sie nicht eine bessere erfundene Geschichte präsentieren können?“, fragte Nebensja. Der russische UN-Botschafter sprach von einem „Propaganda-Krieg“, der gegen sein Land angezettelt werde. Ziel sei es, Russland „zu diskreditieren und zu delegitimieren“. Mit Blick auf den Propagandaminister im nationalsozialistischen Deutschland sprach Nebensja von „Goebbels-Methoden“.

Pierce sagte, London habe vollkommen im Einklang mit internationalen Konventionen gehandelt. Ihr Land lasse sich „nicht in Sachen Moral oder hinsichtlich unserer Verantwortung von einem Land belehren, das so viel getan hat, um die angemessene Aufklärung von Chemiewaffen-Einsätzen in Syrien zu verhindern“.

Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März im englischen Salisbury vergiftet worden. Die britische Regierung macht Moskau für den Giftanschlag verantwortlich. Russland weist jede Verantwortung zurück.

Österreich weist keine Diplomaten aus
Die schwere diplomatische Krise hat zu gegenseitigen Ausweisungen von diplomatischem Personal geführt. Russische Diplomaten mussten nicht nur Großbritannien, sondern auch zahlreiche andere westliche Staaten verlassen. Die österreichische Bundesregierung bekundete zwar ihre Solidarität mit Großbritannien und verurteilte Russland dafür, dass es „aller Wahrscheinlichkeit nach für den Giftanschlag verantwortlich ist“, Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) entschied sich aber dagegen, russische Diplomaten ebenfalls auszuweisen. Als Gründe nannte Kurz die Neutralität und dass Wien Sitz vieler internationaler Organisationen sei.

Russisches Nowitschok-Labor angeblich identifiziert
Nach wie vor gibt es viele Fragen, zumal die britische Regierung keinen eindeutigen Beweis für eine Urheberschaft des Kreml liefern konnte. Britische Experten wollen allerdings laut einem Medienbericht jenes russische Labor identifiziert haben, aus dem das Gift namens Nowitschok stammen soll. Das sei mit wissenschaftlichen Analysen und der Hilfe von Geheimdiensten gelungen, berichtete die Zeitung „The Times“ am Donnerstag. Die Experten seien sich recht sicher, wenn auch nicht zu 100 Prozent. Eine klare Quelle wird in dem Bericht nicht genannt.

Klar ist, dass Nowitschok in den 1970er- und 1980er-Jahren in der damaligen Sowjetunion entwickelt wurde. Nach dem Zerfall der Sowjetunion könnten giftige Substanzen und Know-how in die Hände von Kriminellen in den Nachfolgestaaten geraten sein.

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