70 Kraftwerksgegner haben am Donnerstag die Einfahrt zur Baustelle für das Murkraftwerk Gössendorf bei der Kalsdorfer Brücke symbolisch besetzt. Zwei Grundbesitzer, die ihre Parzellen nicht verkaufen wollen, machten ihrem Ärger Luft. "Es ist unvorstellbar, was hier passiert", so Adolf Egger.
Wurde Grundbesitzern gedroht?
Notburga Hutter habe angeblich Drohungen eines Mitarbeiters der EStAG erhalten. Sie habe ihr Grundstück aber bereits 2005 an den Naturschutzbund verkauft und könne daher nicht noch einmal an die EStAG verkaufen, so Hutter. Dies wurde von EStAG-Sprecher Urs Harnik-Lauris dementiert: "Frau Hutter hat bereits zwei Grundstücke an uns verkauft; das dritte gehört nach rechtlicher Beurteilung ihr."
Naturschutzbund will illegales Vorgehen beweisen können
Der Widerstand südlich von Graz sei jedenfalls ungebrochen, meinte Naturschutzbund-Geschäftsführer Markus Ehrenpaar. Dabei stehe beim Protest gegen die geplanten Kraftwerke Kalsdorf und Gössendorf nicht nur der Lebensraum der Murauen im Vordergrund, sondern auch die Zwangsenteignungen einiger Anrainer. Dass das Vorgehen teilweise illegal sein soll, will der Naturschutzbund durch einen Bescheid beweisen können.
Harnik-Lauris widersprach dem: "Es liegen alle rechtlichen Bewilligungen vor." Mit etwa 300 Anrainern seien Einigungen getroffen worden, nur zwei - und keineswegs "mehrere" - hätten einen anderen Weg gewählt: "Eine Behauptung wird nicht richtiger, je öfter man sie wiederholt". Dennoch sei man bemüht, nach wie vor eine gütliche Einigung mit den zwei Grundbesitzern erzielen zu können - auch wenn die Enteignungsbescheide bereits vorlägen.
"Ein Schildbürgerstreich"
Für die Naturschutzorganisationen sind die Kraftwerke ein "Schildbürgerstreich": "Selbst wenn man alle Kraftwerke in Österreich ausbaut, steht man in fünf bis sieben Jahren wieder vor einer zu geringen Stromversorgung. Wir können dieses Energieproblem nicht durch Wasserkraft lösen", erklärte Christoph Walder der Naturschutzorganisation WWF. Würden die fünf geplanten Kraftwerke tatsächlich gebaut, könne die Mur zwischen Leoben und Spielfeld nur noch insgesamt vier Kilometer frei fließen. Dies bedeute nicht nur eine Bedrohung für eine Vielzahl an Tierarten, sondern möglicherweise auch eine Beeinträchtigung der Wasserqualität, unter der letztendlich alle Steirer leiden würden.
Neue Gespräche kommende Woche
Der Naturschutzbund Steiermark, der WWF sowie manche Grundbesitzer hoffen auf ein Umdenken der Landesregierung, die laut den Kraftwerk-Gegnern den Vertrag mit der EStAG bis jetzt noch nicht unterschrieben habe. "Landeshauptmann Franz Voves sowie die Landesräte Manfred Wegscheider und Johann Seitinger können die Situation noch ändern, indem sie das Projekt nicht genehmigen", so Ehrenpaar. "Alle Unterschriften, Genehmigungen und Bescheide liegen bereits vor", hielt Harnik-Lauris dagegen. Dennoch sei kommende Woche ein Gespräch mit den Naturschützern vereinbart.
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