Schloss Wiespach:

Suche nach der Offenbarung

Salzburg
29.03.2018 07:15

Ilse Haider fordert den Betrachter zum „Augenspiel“:

Die Persönlichkeiten, die Ilse Haider ins Bild rückt, sind eigentlich jedem bekannt, um sie jedoch richtig in Augenschein zu nehmen, muss man sich schon ein bisschen bewegen.

Die gebürtige Salzburgerin, die in Wien an der Akademie der bildenden Künste bei Arnulf Rainer sowie am Royal College of Art in London Fotografie studierte, hat nämlich eine eigene Technik entwickelt, bei der sie dem Bild eine dritte Dimension schenkt. „Sie basiert auf der Kombination eines eigenen Trägermaterials, meist Holz oder Peddigrohr, und aufgebrachter Fotoemulsion, und lässt dadurch das Bild in fraktaler Auflösung erscheinen“, klärt Kuratorin Margit Zuckriegl auf.

Durch das Projizieren der Bilder, meist Porträts, auf diese untypischen Oberflächen, wird es in Teilaspekte und minimale Bestandteile aufgegliedert. Um es wieder zu einem Ganzen zusammenzuführen, muss der Betrachter mit dem Werk in Interaktion treten, es umkreisen und aus unterschiedlichen Perspektiven wahrnehmen, erst dann offenbart sich die Ikone, die dahintersteckt.

In der Galerie Schloss Wiespach in Hallein trifft man dabei auf Schauspielerinnen der goldenen Hollywood-Ära wie Marlene Dietrich, Ava Gardner, Ingrid Bergmann, Hedy Lamarr, sowie Persönlichkeiten der Literaturgeschichte wie Simone de Beauvoir, Jean Paul Satre oder Elias Canetti, der mit seinem Erinnerungsbuch auch Inspirationsquell für den Titel der Ausstellung „Augenspiel“ war.

„ Ich versuche durch diese Technik der jeweiligen Person einen Körper zu geben. Bei den Schauspielerinnen und Celebrities habe ich die fragmentierte Darstellung gewählt, weil sie zum einen die schillernde Persönlichkeit wiedergibt, die Perfektion aber gleichzeitig bricht. Denn nur, wenn der Betrachter die richtige Position einnimmt, wird das Bild scharf“, so die Otto Breicha-Preisträgerin unlängst bei der Vernissage.

Zuckriegl hat die Ausstellung in einer Art Triptychon arrangiert, deren Mitte nahezu komplett Simone de Beauvoir und ihr Schreibtisch (er wurde dem Original nachempfunden) mit ihren Büchern und jenen ihrer Weggefährten, einnimmt. „Die Beauvoir war eine spannende Frau, die nach wie vor Vorbildwirkung hat. Sie hat sich damals bewusst für den Beruf und gegen Kinder entschieden, und das ist heute bekanntlich immer noch ein Diskussionsthema“, betont Haider.

Umgeben ist die Ikone der Emanzipation von Heroen der visuellen Wahrnehmung wie Marshall McLuhan, dem Gründervater der Kommunikationswissenschaft („The Medium is the Message“).

Von der Haider-Show zeigten sich auch die Hausherren Gabriela und Claus Spruzina begeistert. „Es ist spannend, dass man manches erst auf den zweiten Blick bzw. aus der Distanz erkennt, eben wie im alltäglichen Leben.“

Tina Laske
Tina Laske
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