Berg wehrt sich

Koralmbahn: Entgleisen die Zukunftspläne?

Österreich
27.03.2018 06:00

Die Verzögerungen beim Bau der Koralmbahn werden zur Nervensache. Politik, ÖBB und Gewerkschaften widersprechen einander.

Ob in Kärnten oder in der Steiermark – auf den Baustellen entlang des ÖBB-Jahrhundertprojektes Koralmbahn wird fleißig gearbeitet. Bagger und Kräne sind in Bewegung, Lkw transportieren tonnenweise Aushubmaterial ab. „Aktuell sind 1300 Arbeiter beschäftigt, 800 von ihnen im Koralmtunnel“, erklärt ÖBB-Sprecher Christoph Posch.

Dass sich die Fertigstellung der Hochleistungsbahn zwischen Klagenfurt und Graz, wie berichtet, wegen geologischer Probleme um zwei Jahre verzögern wird, scheint auf den Baustellen vorerst niemanden zu kümmern, wie ein „Krone“-Lokalaugenschein ergab. Sowohl in steirischen als auch in Kärntner Polit- und Wirtschaftskreisen ist man aber skeptisch, ob die Verzögerung tatsächlich nur geologische Ursachen hat.

Zwar sind die Tunnelvortriebsmaschinen „Mauli 1“ und „Mauli 2“ (die Namen stammen von Volksschülern) 2017 mehrmals stecken geblieben, doch zu oft war das Mega-Projekt in den vergangenen Jahren auch aus Kostengründen gestoppt worden. „Von Gestein, das eine zweijährige Verzögerung verursachen könnte, hören wir zum ersten Mal“, betont Manfred Kainz von der steirischen Wirtschaftskammer.

Nun würden viele Business- und Investitionspläne auf den Kopf gestellt, da Unternehmen für mögliche Ansiedlungen Planungssicherheit bräuchten. Auch Jürgen Mandl, Präsident der WK Kärnten, bedauert die Verzögerungen: „Immerhin hängen an diesem Bau auch weitere Projekte dran, wie der Ausbau der Jauntalbrücke und zahlreiche Ansiedelungs- und Beschäftigungskonzepte von Betrieben.“

Die Skepsis wird von den Gewerkschaften vida und Bau-Holz befeuert, da der Bund ausgerechnet jetzt 1,8 Milliarden Euro bei der Bahninfrastruktur in Österreich einsparen will. „Bei der Koralmbahn werden mehr als 80 Millionen Euro gekürzt. Dadurch verzögern sich vor allem die Ausschreibungen wichtiger Baulose des Projektes. Das bedeutet ein Minus von gut 1000 Beschäftigten“, warnt Hermann Lipitsch von vida.

Daten und Fakten:

  • 1995: Mit den Planungen für den Koralmtunnel zwischen Graz und Klagenfurt begonnen. Mit dieser Eisenbahn-Hochleistungsverbindung sollen neue Kapazitäten für Personen- und Bahngüterverkehr geschaffen werden.
  • 1997: Das Trassenauswahlverfahren startet und wird dann im Jahr 2001 abgeschlossen.
  • 1999: Die genaue Bauausführung steht auf dem Programm.
  • 2003: Nachdem gut 130 Erkundungsbohrungen durchgeführt wurden, wird zur Vorbereitung der letzten Behördenverfahren und der Ausschreibungen ein insgesamt zehn Kilometer langes Erkundungstunnelsystem, bestehend aus vier Baulosen bei Leibenfeld und Paierdorf, errichtet.
  • 2009: Der Spatenstich für das erste Baulos des Koralmtunnels am Ostportal findet statt.
  • 2010: Im Frühjahr gibt es grünes Licht für den bergmännischen Vortrieb.
  • 2011: Baubeginn des Bauloses Koralmtunnel 2.
  • 2012: Im Mai wird der Durchschlag der Südröhre zelebriert, im August dann jener der Nordröhre.
  • 2013: Baulos Nummer 3 wird in Angriff genommen.
  • 2017: Im Bereich Steiermark stecken die Bohrer.
  • 2018: Verkehrsminister Norbert Hofer gibt eine Verzögerung bis 2026 bekannt.
  • Strecke: Die Koralmbahn-Strecke verläuft zwischen Graz (Steiermark) und Klagenfurt (Kärnten). Insgesamt sind 90 Prozent der Koralmbahn in Bau oder bereits fertiggestellt.
  • Streckenlänge: 130 Kilometer, 47 Kilometer Tunnel (davon 33 Kilometer Koralmtunnel).
  • Brücken: Das Projekt umfasst mehr als 100 Brücken und Unterführungen, 23 Bahnhöfe und Haltestellen (davon zwölf entlang der Neubaustrecke).
  • Kosten: Das Gesamtbudget für die Südstrecke liegt inzwischen bei gut zwölf Milliarden Euro.

Alexander Schwab, Gerald Schwaiger und Christian Spitzer, Kronen Zeitung

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