Sowjet-Scharfschützin

Buch enthüllt das Leben von Stalins Todesengel

Wissenschaft
18.03.2018 14:45

Sie gilt als die erfolgreichste Scharfschützin aller Zeiten – mehr als 300 Menschen starben durch die Waffe von Stalins Todesengel Lyudmila Mikhailovna Pavlichenko. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die geborene Ukrainerin in der Sowjetunion wie ein Star gefeiert, ihr Konterfei zierte Briefmarken und ihr Leben wurde verfilmt. Nun ist ihre Autobiografie übersetzt worden und so einem internationalen Publikum zugänglich.

Pavlichenko war eine außergewöhnliche Frau, der es durch ihr Talent, ihren Mut und ihre Zielstrebigkeit gelang, militärische, soziale und kulturelle Grenzen zu überwinden. Aufgrund ihrer herausragenden, wenn auch blutigen Leistungen bekam sie die höchste Auszeichnung des Staates, „Held der Sowjetunion“, verliehen. Sie lernte alle Staatschefs der Allierten kennen – Winston Churchill, Franklin D. Roosevelt und Josef Stalin. 102 Jahre nach ihrem Geburtstag wurden ihre Memoiren nun erstmals auf Englisch übersetzt.

Als 15-jähriges Mädchen Anführerin von Burschenbande
Das Leben der tödlichsten Scharfschützin der Welt ist noch heute eine spannende Lektüre. Als Tochter eines Mitglieds des sowjetischen Polizei- und des Geheimdienstes NKVD wurde sie 1916 geboren und loyal zum kommunistischen Regime erzogen. Schon in ihren Kindheitstagen zeigte sie burschikose Züge – als Teenager war sie etwa die Anführerin einer Bubenbande. Im Alter von 15 Jahren wurde sie überraschend schwanger: „Zurückblickend fühlte es sich an wie das Ende der Welt“, erinnerte sich die Ukrainerin. Die Ehe mit dem Kindsvater zerbrach schließlich.

Pavlichenko arbeitete nach der Scheidung in einer Fabrik und schloss sich der Vereinigung Junger Kommunisten an – dort lernte sie den Umgang mit Waffen. Ihr Trainer war beeindruckt, was die Treffsicherheit der jungen Frau betraf und lobte sie: „Für einen Beginner ist das großartig, du hast offensichtlich Talent.“ Pavlichenko besuchte sogar eine Eliteschule für Scharfschützen.

Die große Liebe am Schlachtfeld geheiratet - und verloren
Durch den Mangel an Gewehren dauerte es einige Zeit, bis sie ihr Talent im Krieg unter Beweis stellen konnte – und schließlich mit 309 bestätigten tödlichen Schüssen Geschichte schrieb.

Ihren zweiten Gatten hatte sie sogar am Schlachtfeld geheiratet, dort verlor sie Jahre später auch ihre große Liebe, im Jahr 1942. Pavlichenko litt sehr an diesem Verlust und wurde selbst mehrmals im Krieg verwundet. Die Sowjetunion nutzte ihr weibliches Aushängeschild nach einem längeren Spitalsaufenthalt bis zum Ende des Krieges als Propagandawerkzeug der Roten Armee. Bei ihren Besuchen lernte sie auch die Staatschefs Churchill und Roosevelt kennen.

Eleanor Roosevelt wollte Scharfschützin mit US-Bürger verheiraten
Mit der Frau des US-amerikanischen Präsidenten, Eleanore, sollte bei diesen Treffen eine ungewöhnliche Freundschaft entstehen. Sie habe erst Vorurteile gegen die aristokratische Dame gehabt: „Ich hätte nie gedacht, dass ich für diese besondere Frau von Interesse sein könnte“, erzählte sie später. Eleanore ermutigte die Ukrainerin sogar, ein Heiratsangebot eines US-Bürgers anzunehmen, damit sich die Frauen öfter sehen könnten. Pavlichenko lehnte dennoch ab. Bei ihrer Heimreise schenkte ihr die Präsidentengattin diamantenbesetzten Schmuck zum Abschied.

Menschen erschießen in Ordnung - Tiere nicht
Pavlichenko erreichte später den Dienstgrad eines Majors und war in der Forschung für die sowjetische Navy tätig. Sie starb im Jahr 1974 im Alter von 58 Jahren. Zeit ihres Lebens zeigte sie keine Mitgefühl für die Männer, die sie im Krieg erschoss. Jagen als Hobby fand sie dagegen moralisch verwerflich:
„Die Tiere sind im Angesicht von Menschen, die mit Schnellfeuergewehren bewaffnet sind, als wehrlos und unglücklich zu betrachten“, hielt sie dazu fest.

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