24-Stunden-Pflege:

Wenn Oma rund um die Uhr Hilfe braucht

Oberösterreich
18.03.2018 15:00

Die Ankündigung, dass in Oberösterreich keine neuen Altenheime mehr errichtet werden sollen, schlug diese Woche hohe Wellen. Die Alternative wird verstärkt in die Richtung 24-Stunden-Pflege gehen. Diese wird oft gefördert und hat für Senioren und ihre Familien viele Vorteile, wie die „Krone“ von Betroffenen erfuhr.

„Unsere Urli ist jetzt 96. Früher habe ich sie gemeinsam mit einer Verwandten gepflegt, aber irgendwann ist es nicht mehr gegangen. Wir haben ja auch noch einen Bauernhof und zwei kleine Töchter“, erzählt Franziska Schwarzinger aus Liebenau. Vor einem Jahr entschied sich die Familie deshalb für die Vollzeitpflege von „24h Pflege Zuhause mit Herz“ von Josefa Kaufmann: „Ich komme zuerst zu einer Besprechung ins Haus, vermittle dann geeignete Pflegerinnen.“ Für Familie Schwarzinger die perfekte Lösung: „Die Urli kann weiter bei uns wohnen und hat Kinder und Enkerln um sich – da profitieren alle davon!“

Erhöhter Pflegebedarf in der Zukunft
Oberösterreich wird immer älter – und die Zahl der Pflegebedürftigen wird bis zum Jahr 2040 um rund 57 Prozent steigen! Da das Land OÖ keine neuen Heime mehr bauen will, wird das Modell der 24-Stunden-Pflege in Zukunft wohl noch öfter genutzt werden. Schon jetzt schießen Pflegeagenturen aus dem Boden: „Viele haben zuerst ein schlechtes Gewissen, sind dann aber erleichtert, weil sie sehen, dass es dem Patienten gut geht“, weiß etwa Petra Schanzer, Inhaberin der Betreuungsperlen in Leonding.

Schwierige Entscheidung
Auch Veronika Scheba aus Gallneukirchen haderte lange mit der Entscheidung, aber: „Sonst hätte ich meine Mutter ins Heim geben müssen, weil es ihr immer schlechter ging. Das wäre schrecklich für sie gewesen. Jetzt sind alle mit der Situation glücklich, und dank der Förderungen sind die Kosten für uns tragbar.“ Ihre Pflegerinnen (es wechseln sich zwei Betreuer im 14-Tage-Rhythmus ab) wurden vom Diakoniewerk vermittelt, wo man ein Gütesiegel fordert – siehe Interview unten.

Mathias Kalb, Leiter der 24-Stunden-Betreuung beim Diakoniewerk Gallneukirchen, fordert ein Gütesiegel sowie Förderung nur noch für seriöse Pflegeagenturen.

„Krone“:Wie viel kostet die Vollzeit-Pflege im Schnitt?

Kalb: Mit Gesamtkosten von 2400 bis 2700 Euro je nach Pflegestufe muss man rechnen. Davon bleiben normalerweise etwa 1000 Euro Selbstkostenanteil. Alles andere ist unseriös.

„Krone“:Unseriöse Anbieter, die Pflege zum Dumping-Preis anbieten, sollen es in Zukunft schwerer haben.

Kalb: Ja, es ist ein Gütesiegel für seriöse Agenturen geplant. Wir fordern außerdem, dass die Bundesförderung an dieses Gütesiegel gekoppelt wird.

„Krone“:Was ist bei Billigagenturen anders?

Kalb: Es fehlen Kontrollen und Ansprechpartner. Wir garantieren etwa, dass wir alle unsere Betreuer schulen, ein 220 Stunden langer Kurs ist der Mindeststandard. Es gibt eine ordentliche Pflegeplanung und wir kümmern uns auch um Ansprechpartner für die Pflegerinnen in deren Muttersprache und um die An- und Abreise, da ja fast alle aus dem Ausland kommen und in der Freizeit dort leben.

„Krone“:Wie viele Familien betreut die Diakonie?

Kalb: Wir haben 600 Betreuer, davon 15 Krankenschwestern, und momentan etwa 260 betreute Familien. Wir vermitteln die Pflegerinnen in ganz Oberösterreich.

Jasmin Gaderer/Kronen Zeitung

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