Zwei geniale Partner

Der Präsident, der Bulle und das Fußball-Wunder

Salzburg
17.03.2018 09:50

Eine Szene, wie man sie von südamerikanischen Revolutionen kennt: Mit geballter Faust steht der Mann aufrecht im Cabrio, unzählige umringen ihn, Fahnen, Sprechchöre. So begann das Salzburger Fußball-Wunder: Mit dem Mut des Präsidenten. Rudi Quehenberger fand in Dietrich Mateschitz einen genialen Partner.

Die berühmt gewordene Titelseite der „Krone“ stammt vom 16. März 1994: Zum ersten Mal hatte ein österreichischer Fußballklub einen deutschen, noch dazu Frankfurt, aus dem Europacup geschossen.

„Historischer Fußballsieg!“
Torhüter Otto Konrad hielt zwei Elfmeter, den entscheidenden schoss er dann selbst. In Salzburg tanzten die Leute auf den Straßen.

Genau 24 Jahre später: „Bullen siegten über Deutsche“.
Salzburg steht im Viertelfinale der Europa League.

Der „ewige und einzige Präsident“ wie er von Freunden genannt wird, legte den Grundstein: Herzblut und Geld investierte der Speditionsunternehmer Rudi Quehenberger in seine Austria Salzburg. Auf den Tribünen inmitten der großen Wohnhausanlagen in Lehen herrschte gigantische Stimmung, die Trainerlegende Otto Baric tat das ihre dazu, allein seine humorvollen Interviews waren Legende. Doch erst mit dem Sieg vom 16. März 1994 wurde Salzburg international bekannt.
Der Präsident entschied damals: Die UEFA-Cup-Spiele werden ins Wiener Stadion auslagert! Das war mit je 48.000 Zuschauern ausverkauft. Zum letzten Match in Wien kam Bundespräsident Thomas Klestil.

Sonderzüge waren zwischen Salzburg und Wien hin und her gependelt. Beide Finalspiele gegen Inter Mailand gingen dann verloren, 85.000 Fans sorgten im   Meazza-Stadion für einen Hexenkessel. Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz, ein studierter Diplomkaufmann und Werbe-Experte, setzte Flieger, Klippenspringer und Freerider als Werbeträger ein.

2003 waren zwei große Bau-Projekte in Salzburg eröffnet worden:
Am 8. März das Stadion in Kleßheim.
Am 22. August (mit einer von Helikoptern getanzten Symphonie) der Hangar-7 beim Flughafen.

Zwei Jahre später kam Rudi Quehenberger zu Mateschitz, mit dessen Spedition er geschäftlich verbunden war. Er wollte der Austria Flügel verleihen. Mateschitz war skeptisch, kein unbedingter Fan des Fußballs, doch „Kaiser“ Franz Beckenbauer konnte ihn überzeugen und aus der Austria wurden mit viel Aufwand die Roten Bullen.

Nicht immer lief es ganz im Sinn des Oberbullen, der mit seinen Dosen ein gigantisches Wachstum rund um den Erdball aufgezogen hatte (in den 1980er Jahren, als keine Bank Mateschitz einen Kredit geben wollte, kurvte er höchstpersönlich durch das Seengebiet im Flachgau und bot den Gastronomen Red Bull an).
Fußball sei, so wird ein Ausspruch von DM kolportiert, doch ein Laufsport

und er wisse nicht, wieso sich diese bestbezahlten Sportler nicht rascher bewegen könnten. Auch eine tragik-komische politische Dimension hatte Rudi Quehenbergers Idee, ein Stadion zu errichten: Landeshauptmann Franz Schausberger setzte trotz der wilden Bürger-Proteste den Bau an der Autobahn durch – und verlor die Landtagswahl.

Hans Peter Hasenöhrl

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