Franziskus-Bücher

Vatikan manipulierte Brief von Ex-Papst Benedikt

Ausland
15.03.2018 18:12

Der Kirchenstaat ist mit einer brisanten Manipulationsaffäre konfrontiert: Kürzlich veröffentlichte der Vatikan das Foto eines Briefs des emeritierten Papstes Benedikt XVI. zur Buchreihe von Papst Franziskus I. über dessen fünftes Amtsjubiläum. Allerdings machte der Vatikan eine entscheidende Passage unkenntlich: jene Stelle, wo der 90-jährige Benedikt betonte, die Bücher gar nicht gelesen zu haben. Medien beschuldigten den Vatikan der „Manipulation“. Dieser räumte bereits eine entsprechende Bearbeitung des Fotos ein.

Wie die „Bild“-Zeitung am Donnerstag berichtete, habe Benedikt XVI. aus körperlichen Gründen und wegen anderer Verpflichtungen die elf Bücher nicht gelesen und könne daher keine theologische Beurteilung von Franziskus abgeben.

Buch behandelt auch Unterschiede zwischen Benedikt und Franziskus
Im ersten Teil des Briefs betont Benedikt XVI. die Kontinuität zwischen sich und seinem Nachfolger Franziskus. Es sei ein „törichtes Vorurteil, demzufolge Papst Franziskus nur ein Praktiker ohne besondere theologische oder philosophische Bildung wäre, während ich einzig ein theoretischer Theologe gewesen sei, der wenig vom konkreten Leben eines heutigen Christen verstanden hätte“, so Benedikt XVI. Weiter nannte er Franziskus einen „Mann von tiefer philosophischer und theologischer Bildung“. Die Bucherscheinung verweise auf „die innere Kontinuität zwischen den beiden Pontifikaten, wenngleich mit allen Unterschieden in Stil und Temperament“.

Wurde Benedikt XVI. zu Gefälligkeitsäußerung gedrängt?
Im folgenden, nicht wiedergegebenen Absatz erklärte Benedikt XVI., er habe keine kurze theologische Einleitung zu den Bänden schreiben wollen, weil er sich immer nur zu Büchern geäußert habe, die er auch wirklich gelesen habe. „Leider bin ich, auch aus physischen Gründen, nicht imstande, die elf Bändchen in nächster Zeit zu lesen, umso mehr, als mich andere, bereits angenommene Verpflichtungen erwarten“, so Benedikt XVI. Diese Stelle ließ der Vatikan digital nachbearbeiten. Laut „FAZ“ sahen italienische Vatikan-Experten darin einen Hinweis, Benedikt XVI. sei zu einer Gefälligkeitsäußerung gedrängt worden, ohne ein wirkliches Interesse an der Publikation zu haben. Das habe der Vatikan laut Experten verschleiern wollen.

Sprecherin: „Bei Präsentation wurde Schreiben in voller Länge vorgelesen
Eine Sprecherin sagte am Donnerstag, dass die vom Vatikan schriftlich verbreitete Mitteilung des Briefinhalts tatsächlich nur den ersten, lobenden Teil erwähnte. Bei der Präsentation des Briefes im Vatikan habe der Chef des Mediensekretariats, Dario Vigano, jedoch das Schreiben in voller Länge vorgelesen.

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