Nur heiße Luft?

Laurastar Smart U: Das smarte Bügeleisen im Test

Elektronik
22.04.2018 07:55

Die Smartisierung schreitet voran. Ob Kühlschrank, Kaffeemaschine oder Zahnbürste: Immer mehr Geräte drängen ans und ins Netz. Mit dem Smart U hat der Schweizer Hersteller Laurastar nun das laut eigenen Angaben weltweit erste smarte Bügeleisen im Programm. Wie intelligent es wirklich ist (Spoiler: nicht sonderlich), hat krone.at getestet.

Eins gleich vorweg: Wer das Smart U profan als Bügeleisen abstempelt, tut ihm unrecht. Tatsächlich handelt es sich um ein Bügelsystem, das Bügeleisen, Bügelbrett und Wassertank vereint. Alles zusammen macht rund 19 Kilogramm aus, die erst einmal bewegt werden wollen. Integrierte Rollen helfen dabei zwar, da diese jedoch starr angebracht sind, lassen sich enge Kurven nur mit zusätzlicher Muskelkraft bewältigen. Die braucht es auch, um den Tisch auf- und wieder zusammenzuklappen bzw. in der Höhe zu verstellen (83 bis 104 cm), weshalb es wohl am besten ist (sofern möglich), man klappt das Smart U einmal auf und lässt es dann dort stehen – findet auch meine Mutter, die für den Test als erfahrene Büglerin herangezogen wurde. Doch dazu später mehr.

Gebläse- und Ansaugfunktion
Zunächst: Was macht das Smart U eigentlich smart? Das Bügelbrett ist es nicht, obwohl es zugegebenermaßen bereits ziemlich clever ist. Denn ein eingebauter, 7,2 Watt starker Ventilator erlaubt es, das zu bügelnde Textil wahlweise anzusaugen, damit es auf dem Bügelbrett nicht verrutscht, oder ein Luftkissen darunter zu erzeugen, um ungewollte Falten zu vermeiden. Zwischen der vierstufigen Gebläse- und Ansaugfunktion kann bequem per Taste gewechselt werden, die sich am Bügeleisen befindet.

Automatische Bewegungserkennung
Ebenfalls noch nicht smart, aber dennoch ziemlich intelligent und „High-Tech“ ist das Bügeleisen. Dank Bewegungssensor erkennt es automatisch, wenn es bewegt wird, und beginnt daraufhin zu dampfen. Wird die Bügelbewegung gestoppt oder das Bügeleisen auf der dafür vorhergesehenen Ablagefläche platziert, stoppt auch der Dampfausstoß. Alternativ kann jederzeit zu der von Laurastar „SenSteam“ genannten Technologie auch manuell per Bügeleisen-Taste Dampf gemacht werden.

App verrät Wasserstand und Bügelzeit
Richtig smart – zumindest per Definition – wird es aber erst, wenn das Bügelsystem via Bluetooth mit der dazugehörigen App verbunden wird. Sie informiert beispielsweise über den Wasserstand (das Fassungsvermögen des Tanks beträgt etwa 1,2 Liter), wann die Kalkschutz-Filterkartusche gewechselt werden muss, und erlaubt zudem das Aktivieren der automatischen Dampffunktion sowie die Regelung der Gebläse- bzw. Ansaugfunktion. Letzteres lässt sich über die dedizierten Tasten an Bügeleisen und –tisch aber in der Regel schneller einstellen.

Spieltrieb beim Bügeln?
Auch verrät die App, wie viel Zeit man bislang mit dem Bügeln verbracht hat. Versuche, den Nutzer per Gamifizierung zum Bügeln zu bewegen, gibt es auch anderer Stelle: Die App bietet für Bügel-Novizen eine Art Einsteiger-Tutorial, in dem mittels Sensor gemessen wird, wie gleichmäßig das Bügeleisen vor und zurück bewegt wird. Nach dieser nur wenige Augenblicke dauernden Einschulung war es das allerdings leider auch schon wieder mit der Interaktivität. Weitere Videos, die neben Inbetriebnahme und Grundfunktionen des Bügelsystems etwa auch erklären, wie man ein Hemd bügelt, beschränken sich auf die optische Darstellung und machen aus dem gerade noch aktiven Nutzer einen passiven Zuschauer. Schade.

Mächtig viel Dampf
Und wie bügelt es sich nun mit dem smarten Bügelsystem? Um das herauszufinden, habe ich eine langjährige Expertin herangezogen: meine Mutter. Die zeigt sich insbesondere von der automatischen Dampffunktion alias SenSteam angetan („fantastisch“) und auch die Gleiteigenschaften des Bügeleisens überzeugen - allerdings erst, nachdem der für sensible Stoffe beiliegende Bügelschuh übergezogen wurde. Als praktisch empfunden werden auch der große Wassertank, der zwischenzeitliches Auf- bzw. Nachfüllen überflüssig macht, sowie die automatische Kabelaufwicklung für das 2,3 Meter lange Stromkabel.

Als nachteilig empfindet Muttern dagegen neben dem eingangs bereits erwähnten hohen Gesamtgewicht des Systems und dem dadurch erschwerten Handling das mit 2,1 Metern etwas zu kurze Dampfkabel, vor allem jedoch, dass sich das rund 1,1 Kilo schwere Bügeleisen zwischendurch nicht eben hochkant abstellen lässt. Wer über das obere Ende des Bügelbretts etwa ein Hemd gespannt hat und dieses nur kurz verrücken möchte, muss das Bügeleisen erst wieder auf der dafür vorgesehenen Ablagefläche am gegenüberliegenden Ende platzieren – und legt so unnötig Meter zurück. Dafür muss im Gegenzug nach getaner Arbeit nicht alles einzeln verräumt werden: Der Bügeltisch wird einfach mitsamt des „geparkten“ Bügeleisens weggeklappt, auch das Wasser kann laut Laurastar problemlos bis zum nächsten Bügeln im Tank verbleiben.

Fazit: Das Smart U von Laurastar ist ein technologisch hochgerüstetes, in vielerlei Hinsicht praktisches und durchdachtes Bügelsystem. Sonderlich smart ist es allerdings nicht – zum Glück, wohlgemerkt, denn so lässt es sich auch ganz ohne App bügeln. Zudem läuft man nicht Gefahr, eines Tages „dampflos“ dazustehen, weil das System nicht länger unterstützt wird und dementsprechend auch keine Firmware-Updates mehr erhält. Ähnliches konnte man unlängst bei smarten Lautsprechern beobachten. Das Smarte am Smart U ist also lediglich ein Extra, dessen Inanspruchnahme optional bleibt. Für Bügelanfänger (wie mich) wäre es wohl dennoch wünschenswert gewesen, wenn das Prinzip der Gamifizierung konsequenter umgesetzt worden wäre, also beispielsweise mehr interaktive Tutorial-Videos zur Verfügung stünden. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 1999 Euro – ein für derartige Bügelsysteme durchaus üblicher Preis - dürfte das Smart U aber ohnehin nichts für Einsteiger und Gelegenheitsbügler sein.

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