Anrainer-Kritik

Lengfelden gibt Kampf gegen Gitzentunnel nicht auf

Salzburg
09.03.2018 06:00

Der Gitzentunnel ist derzeit das Top-Thema in Bergheim-Lengfelden.  Unermüdlich kämpfen die Anrainer gegen das 200-Millionen-Euro-Projekt an. Von Wut, Enttäuschung, Unverständnis und Bedrückung ist zu hören. Was sind die wirklichen Sorgen der Betroffenen? Das fragte die „Krone“ bei einem Lokalaugenschein.

Mit seinem Traktor pflügt Altbauer Johann Streitfellner das Feld in Lengfelden. Er stellt sofort ab, klettert aus seinem Traktor, um mit der „Krone“ zu reden. Man merkt, das Thema Gitzentunnel brennt ihm auf den Lippen. Zu oft wurden sie nicht gehört, sagt er. Vom Großprojekt ist der Holznerbauer und seine Familie besonders stark betroffen.

Der geplante Umfahrungstunnel von Bergheim soll vom Knoten in Lengfelden durch den Hochgitzen führen und auf der anderen Bergseite bei Muntigl in die B156, der Lamprechtshausener Bundesstraße, münden. Dabei liegt das Tunnelportal direkt neben Wohnhäusern von Lengfelden. Davor schneidet die Straße eine Schneise durch die Felder.  Gleich nach dem Portal soll der Tunnel offen über weitere Felder geführt werden. Gesamtkosten für das Projekt: 200 Millionen Euro.

„Das Tunnelportal liegt nur 40 Meter vom Haus meiner Tochter entfernt“, sagt Johann Streitfellner. Und er fügt hinzu: „Man kann doch den Schwerverkehr nicht zum Dorf führen. Das ist ein Wahnsinn!“ Von der Entwertung des Hauses ganz abgesehen. Wer will schon direkt an einer Hauptverkehrsader wohnen? Die Straße zum Portal würde direkt über sein Feld führen und dieses „zerschneiden“. „Die Wiese ist jetzt gut zu bewirtschaften. Danach wäre es ein Fleckerlteppich und das ist nicht rationell“, erklärt der Holznerbauer, der 35 Tiere im Stall stehen hat. Gerechtigkeit kann er in diesem Projekt nicht erkennen. Die B156 soll über Hagenau geführt werden und „den Verkehr aus Mattsee können wir ja sowieso nicht wegzaubern“. Wie oft er nach der Ablöse seiner Fläche gefragt wurde, kann er nicht mehr sagen. „Aber ich habe ihnen schon gesagt, dass sie nicht mehr vorbeikommen brauchen“, stellt er klar. Sorgen macht sich Streitfellner auch über mögliche Unfälle mit Gefahrengut im Tunnel.

Johann Weichenberger, der das Projekt zu teuer findet, beurteilt die Lage aus seiner Sicht als ehemaliger Lkw-Fahrer. „Es fahren sowieso zu viele Lastwägen.“ Bereits vor 15 Jahren stellte er fest: „Von sieben Autos war damals schon nur eines mit mehr als einer Person besetzt. Das wird heute nicht besser sein.“ Sein Lösungsansatz wäre die Hälfte der geplanten Projektkosten lieber in den Nahverkehr zu investieren. Er schätzt, dass damit eine Reduktion der Straßenbelastung um 30 Prozent erreichbar wäre. Nach dem Gespräch geht er zu Fuß mit seinen Enkeltöchtern, die er gerade vom Kindergarten abgeholt hat, nach Hause und gibt der „Krone“ abschließend noch mit: „Ich hätte auch mit dem Auto fahren können.“

Maria Ringerthaler, deren Mann am Mittwoch knapp 700 Protest-Unterschriften an Landeshauptmann Wilfried Haslauer übergeben hat, macht der jahrelange Kampf schon zu schaffen. „Die ganze Situation bedrückt mich sehr und ich kann nicht mehr wirklich schlafen. Die Rahmenbedingungen werden für uns Bauern sowieso schon immer schwieriger.“
Wie lange ein Straßen-Problem in Lengfelden schon existiert, erklärt Anwohnerin Johanna Milz-Lechner: „Schon vor 40 Jahren haben sie die Straße aus Bergheim direkt zum Ort gebaut. Nach vielen tödlichen Unfällen kam dann die aktuelle Variante mit dem Kreisverkehr.“ Für ihren Ehemann Helmut ist die dritte Straße nur noch „verrückt“.

Felix Roittner

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