VR, TrueView & Co.

Wie die Technik-Revolution den Fußball verändert

Elektronik
10.03.2018 12:32

Dass Fußball in Spanien im internationalen Vergleich auf äußerst hohem Niveau gespielt wird, ist seit jeher bekannt. Was aber nur Wenige wissen: Spaniens La Liga ist auch eine der technologisch fortschrittlichsten Ligen der Welt und reizt bei Übertragungen ihrer Sportspektakel das technologisch Mögliche bis zum Anschlag aus. 4K-HDR-Übertragung, Perspektivenwechsel per Cloud-Computing, ein gigantisches digitales Spielarchiv und bald wohl sogar Virtuelle Realität zählen zum Hightech-Repertoire der Spanier. krone.at hatte am Rande der Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen.

Im RCDE Stadium von Espanyol Barcelona haben La Liga und Übertragungspartner Mediapro den aktuellen Stand der Fußballübertragungstechnik präsentiert. Und im fußballverrückten Spanien lässt man sich in dieser Hinsicht naturgemäß nicht lumpen: La Liga zählt zu den ersten Ligen der Welt, die Fußballspiele in scharfer und kontraststarker 4K-HDR-Qualität übertragen. 20 4K-HDR-Kameras sind insgesamt im Einsatz, im Moment werden jeweils die zwei Spitzenspiele jedes Matchtages in dieser Qualitätsstufe übertragen – und natürlich besondere Anlässe wie die El-Clasico-Duelle zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona.

Hightech spielt in Spanien übrigens auch eine Rolle bei der Qualität des Fußballs an sich, nicht nur bei der Bildqualität. La Liga betreibt ein Tool namens Mediacoach, das Trainern und Spielern hilft, ihr Spiel zu verbessern und sich auf die nächste Begegnung vorzubereiten. Mediacoach sammelt Aufzeichnungen aller Ligaspiele und stellt sie allen Mannschaften zur Verfügung. Trainer nutzen es zur Nachbesprechung und Matchvorbereitung. Die Crux an der Sache, und wohl auch der Grund, wieso es so ein System bisher nur in Spanien gibt: Alle Vereine müssen der Zurverfügungstellung ihrer Aufzeichnungen zustimmen. In zerstrittenen Ligen wohl nicht gewünscht.

Intel-Technik zeichnet Matches aus jedem Winkel auf
Eine gelungene Fußballübertragung ist nicht nur eine Frage der erzielbaren Bildqualität und der Qualität des gespielten Fußballs, sondern auch der gezeigten Szenen. Die Mitglieder des Übertragungsteams sind im Prinzip Regisseure des Matches, erzählen durch die Wahl des Kamerawinkels und Bildausschnittes Geschichten. Und sie haben bei La Liga seit kurzem tatkräftige Unterstützung durch eine spezielle Technologie des Chipriesen Intel. Er hat in bisher vier Stadien in Spanien – beim FC Barcelona, bei Real und Atletico Madrid sowie bei Sevilla – ein System aus 38 Kameras installiert, die das Spielgeschehen aus allen Winkeln filmen.

Der Schmäh bei Intel TrueView: Die Aufnahmen der einzelnen Kameras werden an hochpotente Intel-Server in der Cloud geschickt und dort zu einer 3D-Animation der Szene weiterverarbeitet. Das bietet ganz neue Möglichkeiten: Den Kamerawinkel nachträglich wechseln und spannende Aktionen und Chancen aus einem eigentlich gar nicht gefilmten Winkel zeigen; In die Perspektive eines Spielers wechseln und das Spielgeschehen aus seinen Augen sehen; Oder eine virtuelle Wand am Spielfeld einziehen, die gnadenlos entlarvt, wenn ein Spieler abseitssteht. Rund 90 Sekunden dauert es von der Aufzeichnung bis zur fertigen 3D-Sequenz – Tendenz durch die schnell steigende Rechenleistung der Cloud-Infrastruktur sinkend.

Direkt am Fußballplatz in der VR-VIP-Lounge
Doch TrueView ist erst der Anfang: Bei La Liga probt man schon den Einstand in die nächste Fußball-Zukunftstechnologie: Virtuelle Realität (VR). Den Prototyp eines VR-Fußballerlebnisses hat La Liga uns bereits präsentiert. Und er ist vielversprechend: Brille und Kopfhörer aufsetzen, und schon reist man aus seinem faden aktuellen Umfeld in eine VR-VIP-Lounge direkt am Fußballplatz. Stellen Sie es sich wie eine Luxuskabine direkt am Spielfeldrand vor, aus der Sie durch ein riesiges Fenster auf den Platz blicken und allerlei zusätzliche Funktionen genießen.

Auf Befehl kann man in der VR-Fußballwelt Spielerstatistiken samt lebensgroßem 3D-Modell des jeweiligen Spielers zu sich in die Kabine holen. Wer mag, kann sich die Mannschaftsaufstellung als 3D-Modell präsentieren lassen, per VR-Chat mit anderen Spielern über das Geschehen am Platz debattieren – oder gleich das Trikot seines Lieblingsspielers im VR-Shop anfordern.

Ein imposantes Erlebnis, das nach unserem Testlauf aber doch eine Frage offenlässt: Wenn Fußball zum VR-Erlebnis mit Online-Chat und virtuellem Bier in der Luxuskabine wird, hat ein Match dann eigentlich noch den sozialen Event-Charakter, der seit Jahrzehnten Jung und Alt ins Stadion lockt?

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