12 gleichzeitig krank

„Arbeitsboykott“: Firma zieht Vorwürfe zurück

Österreich
01.03.2018 12:25

Im Fall von zwölf Arbeitnehmern, die aus Überstunden-Boykott gleichzeitig in Krankenstand gegangen sein sollen, hat die Firma technosert am Donnerstag die Vorwürfe zurückgenommen: Man habe es unterlassen, die Fakten, mit denen die Wirtschaftskammer an die Öffentlichkeit ging, einer Detailprüfung zu unterziehen. Man übernehme die Verantwortung dafür und bitte alle Betroffenen um Entschuldigung.

Mitte Februar hatte die Wirtschaftskammer Oberösterreich den Fall publik gemacht: Demnach seien die zwölf Mitarbeiter des oberösterreichischen Unternehmens nach Diskussionen um angeordnete Überstunden gleichzeitig und offenbar abgesprochen für zwei bis fünf Monate in den Krankenstand gegangen. Zehn der Betroffenen seien gekündigt worden, zwei hätten das Dienstverhältnis selbst gelöst.

Gründer: „Habe zu wenig genau die Unterlagen angeschaut“
Prompt folgte eine Reaktion der Arbeiterkammer Oberösterreich: Das sei „unwahr“, vielmehr hätten zwölf Mitarbeiter „während einer Zeitspanne von zwei Monaten einen Krankenstand angetreten“. Am Montag hatte Firmengründer Johannes Gschwandtner dann in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ die Zahl den Kündigungen zurechtgerückt: Es habe nur fünf durch den Dienstgeber gegeben, der Rest der zwölf Mitarbeiter habe das Unternehmen von sich aus oder im Einvernehmen verlassen. „Da habe ich zu wenig genau die Unterlagen angeschaut“, wird Gschwandtner zitiert. Er und sein Geschäftsführer Hermann Schübl wiesen in Medien auch kolportierte Vorwürfe ehemaliger Mitarbeiter zurück, dass das Klima schlecht, der Druck hoch und Arbeitszeitüberschreitungen verlangt worden seien.

„Diskussion durch Fehler entstanden“
Der Vorwurf des abgesprochenen Krankenstandes nach angeordneten Überstunden, den die Wirtschaftskammer erhoben hatte, wird nun zurückgezogen: „Leider ist die ganze Diskussion durch einen Fehler unsererseits zustande gekommen. Wir haben es unterlassen, die gesamten Aussagen, die von der WK OÖ in der Person von Erhard Prugger (Leiter der Abteilung für Sozial- und Rechtspolitik in der WK OÖ, Anm.) an die Öffentlichkeit gebracht wurden, einer exakten Prüfung zu unterziehen. Das hatte zufolge, dass Herr Prugger mit Informationen an die Öffentlichkeit ging, die so nicht der Realität entsprechen.“

Und weiter: „Das war aber nicht die Schuld von Herrn Prugger, weil ihm die Fakten nicht vorliegen konnten und durften. Die Verantwortung liegt zu 100 Prozent bei technosert, da das Unternehmen es unterlassen hatte, die Vorwürfe einer Detailprüfung zu unterziehen. Das Unternehmen bedauert seine Vorgangsweise und entschuldigt sich auch bei allen Betroffenen, die dadurch direkt und indirekt in Misskredit geraten sind“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Geschäftsführung, die der APA am Donnerstag übermittelt wurde.

„Es geht um meinen persönlichen Ruf“
Prugger, der in der Sache teils persönlich von der AK angegriffen worden war, zeigte sich zufrieden mit der Klarstellung der Firma: „Es geht um meinen persönlichen Ruf und um meine Glaubwürdigkeit“, sagte er im Gespräch mit der APA. Er sehe nun keinen weiteren Handlungsbedarf gegenüber technosert, beteuerte aber, dass die Wirtschaftskammer sich den Fall genau angesehen habe „und die Verdachtsmomente waren gegeben“. Die Kammer habe ja keinen Grund, ihren Betrieben nicht zu glauben. Sie werde daher weiter am Thema Krankenstandsmissbrauch dranbleiben, denn man werde seit Längerem mit Meldungen von Betrieben „überschwemmt“, so Prugger.

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