Doppel-Olympiasiegerin

Ledecka: Superstar der Spiele? „Hört sich gut an“

Olympia
24.02.2018 12:21

"Wie geht's euch, Mädels?" Obwohl sie gerade olympische Sportgeschichte geschrieben hatte, war Ester Ledecka nach ihrer zweiten Goldmedaille bei den Winterspielen 2018 locker drauf. Gleich nach ihrer heiteren Frage aus den Reporter-Reihen an die übrigen Medaillen-Gewinnerinnen nahm die junge Tschechin selbst am Podium Platz. Um zu sagen: "Danke fürs Kommen!" Ledecka ging nach PGS-Gold mit dem historischen Teil ihres Ruhms noch sehr distanziert um. Wie sie sich nun fühle als Superstar der Winterspiele in Pyeongchang, wurde sie gefragt. "Ich fühle mich nicht als solcher. Aber es hört sich gut an", erwiderte sie lachend.

Die mittlerweile obligatorische Skibrille hatte die Ski fahrende Snowboarderin dabei auch eine Woche nach ihrem Sensationssieg im Super-G wieder auf. Nach der Ski-Überraschung hatte sie damit ihr ungeschminktes Gesicht entschuldigt, diesmal hatte sie gleich absichtlich darauf verzichtet. "Es macht keinen Sinn, deshalb früher aufzustehen", erklärte sie lachend.

Seit dem 24. Februar 2018 ist Ledecka die erste Sportlerin, die Olympia-Goldmedaillen im Ski- und Snowboard und damit zwei völlig unterschiedlichen Schneesport-Arten gewonnen hat. Und sie ist die erste, die bei ein und denselben Winterspielen in höchst unterschiedliche Disziplinen Gold geholt hat.

Ledecka ist zweifache Snowboard-Weltmeisterin, am Ski-Weltcup nimmt sie erst seit zwei Jahren teil. Ihr ohnehin schon bemerkenswertes Ziel war gewesen, wie vor einem Jahr bei Weltmeisterschaften nun auch bei Olympia in beiden Sportarten anzutreten. Dann gewann sie sogar in beiden. Was nun als nächstes kommen werde, wurde Ledecka deshalb gefragt. "Heim fahren und mich eine Woche ins Bett legen", antwortete sie grinsend.

Das wird natürlich nicht passieren. Der Parallel-Snowboard-Weltcup geht in einer Woche in der Türkei weiter, danach wartet das Weltcupfinale im Alpinski in Aare auf das 22-jährige Multitalent aus Prag.

"War nicht leicht, wieder zur Snowboarderin zu werden"
Das völlig unerwartete Gold im Super-G - Ledecka hatte in Jeongseon die Österreicherin Anna Veith mit hoher Startnummer noch um ein Hundertstel besiegt - habe es für die Aufgabe im Snowboard nicht unbedingt leichter gemacht, gestand die Pragerin. "Da waren diese vielen Menschen mit all ihren Gratulationen. Es war nicht leicht, innerhalb einer Woche wieder zur Snowboarderin zu werden. Bis gestern habe ich mich deshalb gar nicht gut gefühlt", gestand sie. "Aber heute Früh habe ich endlich wieder Ester die Boarderin in mir gespürt."

Deshalb "exekutierte" die aktuell beste Parallel-Boarderin der Welt auch am Olympischen Snowboard-Rennhang fehlerlos. Schon im ersten Qualifikationslauf legte "STR" eine derart überlegene Bestzeit hin, dass sie danach stets Kurswahl hatte. Bis ins Finale konnte keine Konkurrentin Ledecka das Wasser reichen.

Sie würde sich freuen, wenn sie durch ihre Leistungen die Grenzen des Sports verschieben würde, sagt Ledecka, die aus einer ebenfalls multitalentierten Familie kommt. Vater Jan Klapac war Eishockey-Nationalspieler, Mama Zuzana Eiskunstläuferin, Vater Janek ist ein Popstar in Tschechien. Snowboard und Ski fährt sie seit kleines Kind. "Einfach, weil ich es will. Jetzt ist der beste Teil davon das Rennfahren. Ich fühle mich in dieser Blase wohl."

Offenbar hat Ledecka noch einiges vor. Sportlich. "Ich mache beim Skifahren noch viel zu viele Fehler, muss mich verbessern", erklärte die Super-G- und PGS-Olympiasiegerin, die im Snowboard vom US-Ex-Profi Justin Reiter gecoacht wird. Das Team ist klein aber fein, auch die Eltern und ihr Bruder helfen mit. Ski-Coaches sind die Bank-Brüder.

Ihr Österreich-Bezug
Ledecka hat auch viel Österreich-Bezug. Als 16-jähriges Mädchen landete sie beim Ramsauer Coach Richard Pickl, einem ehemaligen Snowboard-Profi. Der empfahl sie später als Skifahrerin an Atomic weiter, seitdem benutzt Ledecka die Ski aus Altenmarkt. Auf einer Kante ist sie auf den SG-Boards des Kärntners Sigi Grabner unterwegs.

"Durch das Skifahren habe ich am Board keine Angst vor dem Speed", erklärte Ledecka zum wiederholten Male. "Und auf Ski profitiere ich von mehr Stabilität, weil ich am Board ja nur auf einer Kante unterwegs bin."

Was nun ihre Botschaft an junge Menschen sei, wurde Ledecka auch gefragt. "Dass ihr nicht nur eine Sportart machen müsst. Es gibt keine Limits", erklärte sie. Das mit den Skibrillen könnte eine Trademark werden. "Ich denke, daran müsst ihr euch gewöhnen", bestätigte sie lachend.

"Es hat Riesenspaß gemacht"
An das Olympia-Gastgeberland schickte Ledecka eine freundliche Botschaft. "Ich werde bis an mein Lebensende an Korea denken. Es hat Riesenspaß gemacht, hier zu fahren", sagte sie am Rennhang in Bokwang.

Am Sonntag gibt es in Korea den ersten ganz großen Bahnhof für die Ausnahme-Sportlerin. Und zwar in Form einer Pressekonferenz im 60 Kilometer entfernten Hauptpressezentrums in Pyongchang/Alpensia.

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