Projekt eingereicht

Verbund plant selbst in Kaprun ein neues 380er-Kabel

Salzburg
06.10.2009 11:17
Überraschung um das 380-kV-Hochspannungskabel: Seit Jahren wehrt sich der Verbund mit allen Mitteln gegen ein Erdkabel für die Stromautobahn, weil es angeblich zu wenig betriebssicher sei. Jetzt reichte der Energiekonzern selbst ein 380er-Kabel ein. Es soll das Kraftwerk Limberg 3 mit einem Umspannwerk verbinden!

"Ich habe geglaubt, ich sehe nicht richtig, als der Antrag bei unserer Behörde eingebracht wurde", lacht Energie-Landesrat Sepp Eisl. Er kämpft selbst seit Jahren für eine (Teil-)Verkabelung der 380-kV-Stromautobahn. Da legt sich allerdings der Verbund-Konzern quer. Ausgerechnet der Verbund stellte aber jetzt selbst den Antrag für den Bau einer verkabelten 380-kV-Leitung!

Strom muss vom Kraftwerk zum Umspannwerk
Es geht um die beiden riesigen Kavernen-Kraftwerke Limberg 2 und 3, die in Kaprun entstehen. Limberg 2 ist schon im Bau, bei Limberg 3 läuft die Planung. Da muss der Strom zu den Umspannwerken transportiert werden – und das geht nur mit Kabel, wie Verbund-Sprecher Florian Seidl bestätigt.

Von Limberg 3 bringt eine hochmoderne, 150 Meter lange GIL-Leitung (sie ist gasisoliert) den Strom durch den Berg bis zum Umspannwerk. Und innerhalb dieses Werkes ist dann noch ein eigenes, 70 Meter langes 380-kV-Kabel vorgesehen. "Hier ist auch technisch keine andere Lösung möglich, denn oberirdisch sind schon viele Schaltungen, da kann nicht noch ein Hochspannungskabel drüber verlegt werden", erklärt Seidl weiter.

Entscheidung fällt in den nächsten Tagen
"Dieses Kabel entspricht in seiner technischen Ausführung dem Kabel, das seit Jahren für die Salzburg-Leitung diskutiert wird", stellte Eisl Montag fest. Und fügte schmunzelnd hinzu: "Ich bin froh darüber, dass der Verbund in diese neue Technik investieren und fortschrittliche Projekte in Salzburg umsetzen will." Die Experten des Landes prüfen das eingereichte Projekt, in den nächsten Tagen entscheiden sie über die Genehmigung.

Auch der Verbund räumt ein, dass das geplante Kabel für Kaprun mit dem vieldiskutierten Kabel in Mailand vergleichbar ist: "Beide dienen der Anbindung von einem Kraftwerk. In Mailand wird der Strom in die Stadt geliefert, in Kaprun geht es um den Anschluss an das Umspannwerk – so weit sind beide 380-kV-Kabel schon vergleichbar", heißt es dazu.

Kapruner Kabel weniger störungsanfällig
Damit ist es nach Ansicht des Verbunds aber mit den Gemeinsamkeiten vorbei – "weil ein Kabel für die Anbindung eines Kraftwerkes geeignet ist. Wenn ein Schaden auftaucht, steht halt das Kraftwerk, bis alles repariert ist. Aber wenn die Ringleitung verkabelt wird und es einen Schaden gibt, dann ist auf einen Schlag halb Österreich ohne Strom, bis dieser Defekt behoben ist", erläutert Verbund-Sprecher Florian Seidl.

Außerdem komme das Kapruner Kabel mit nur 70 Meter ohne Muffen aus, anders als die Stromautobahn – gerade diese Verbindungsstellen wären aber besonders störanfällig. Nach Ansicht des Verbunds bleibt es also beim Nein zum Erdkabel. Was sagt Eisl dazu? "Schauen wir uns das einmal genau an", meint er nur.

von Robert Redtenbacher, Kronen Zeitung

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