Putins Schattenarmee

Geheimeinsatz: Russische Söldner in Syrien

Ausland
14.02.2018 08:34

Sie kämpfen in Syrien, aber niemand in Moskau spricht über sie: russische Staatsbürger im Dienste einer privante Sicherheitsfirma, die im Syrien-Krieg geheim an der Seite des Präsidenten Bashar al-Assad auch an Kampfeinsätzen teilnehmen. Und wenn Mitarbeiter ums Leben kommen, wie unlängst bei einem US-Luftangriff, tauchen sie in keiner offiziellen Opferstatistik auf - zweckdienlich für Russlands Präsident Wladimir Putin. Denn er hat ja nach dem "Sieg gegen die Terroristen" bereits Ende des Vorjahres mit einem Teilabzug russischer Truppen aus Syrien begonnen.

Die von der privaten Militärfirma namens Wagner bezahlten Kämpfer gehören demnach nicht zur Armee. Der Kreml kommentierte die Medienberichte am Dienstag eher kryptisch: "Wir operieren in diesem Fall mit Angaben, die diejenigen Angehörigen der Streitkräfte der Russischen Föderation betreffen, die an der Operation der russischen Streitkräfte und der Luftwaffe zur Unterstützung der syrischen Armee teilnehmen. Angaben über andere Russen liegen uns nicht vor."

Das russische Strafrecht verbietet es, Söldner anzuheuern oder als solche zu arbeiten. Doch Russland hat derartige Kräfte schon früher benutzt: seit 2014 etwa zur Unterstützung prorussischer Separatisten in der Ostukraine. Sogenannte Contractors sind auch von Großbritannien, Südafrika und den USA über Jahre hinweg im Irak, in Afghanistan und in zahlreichen anderen Konfliktgebieten eingesetzt worden.

Der Kreml hatte in der Vorwoche die Berichte zwar bestätigt, jedoch betont, dass keine russischen Staatsbürger bei dem US-Luftangriff im Osten Syriens getötet worden seien. Man wollte die Berichte aber überprüfen. Die irregulären Kämpfer, hauptsächlich russische Staatsbürger, starben den Berichten zufolge bei einem misslungenen Angriff auf einen Stützpunkt in der ölreichen Region Deir Ezzor. Die Basis, etwa acht Kilometer östlich der Trennlinie des Euphrat, wird von US- und hauptsächlich kurdischen Streitkräften gehalten. Die Zahl der registrierten Todesopfer schwankt zwischen 100 und mehr als 200 Soldaten.

Das Video unten zeigt die Zerstörung eines russischen T-72-Panzers während der Kämpfe in Deir Ezzor:

Einige Todesfälle bereits durch Familienmitglieder und Freunde bestätigt
Nach und nach wurden Namen der getöteten Russen bekannt. Vor allem die Ermittler des Conflict Intelligence Team (CIT) haben hier viel Arbeit geleistet. Das Team hat sich auf Recherchen in sozialen Medien spezialisiert. Seinen Ermittlern zufolge zählen zu den Todesopfern Stanislaw Matwejew, Igor Kossoturow, Alexej Ladigin und Wladimir Loginow. Der Tod der beiden Erstgenannten wurde bereits von Natalja Krylowa, der Stadtduma-Abgeordneten von Asbest, einer russischen Stadt im Ural, bestätigt. Sie sei mit Kossoturow selbst bekannt gewesen und Freunde hätten ihr den Tod des Mannes bestätigt, teilte sie mit. Auch Matwejew stammte aus der Stadt. Beide hatten zuvor, wie auch Ladigin, im ukrainischen Donbass als prorussische Separatisten gekämpft. Loginow soll der russischen Kosakenbewegung angehören.

Nun ist Kremlchef Putin in Erklärungsnot. Oppositionspolitiker fordern Aufklärung über die tatsächliche Zahl russischer Kämpfer an der Seite Assads. Der liberale russische Präsidentschaftskandidat Grigori Jawlinski forderte den Staatschef auf, öffentlich einzuräumen, dass Landsleute im Kampf in Syrien getötet wurden. Putin müsse "erklären, warum russische Bürger an Bodeneinsätzen in Syrien teilnehmen", obwohl Moskau den Abzug der russischen Truppen aus dem Land verkündet hat.

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